Leserbriefe

Entwicklungspotenzial für alle Kinder

Gabriele Klink, Nürtingen. Zum Artikel „Land fördert Projekte zur Vorschulbildung“ vom 12. März. Dass der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule verbessert und angeregt werden müsse, ist eigentlich eine alte Weisheit und gleichzeitig „alter Hut“ und gab es bereits schon 1965. Nach meiner Erzieherinnen- Ausbildung wurde ich über das Auswärtige Amt zwischen 1965 und 1971 an die Deutschen Auslandsschulen in Südchile und Afghanistan vermittelt. Hier arbeitete man bereits intensiv an und mit der Vorschulbildung und fließendem Übergang von der Kita in die Schule. Das letzte Jahr im Kindergarten wurde durch kindgemäße, gezielte Förderangebote unterstützt, begleitet von regelmäßigen Fortbildungen und Anregungen vor Ort.

Anschließend durfte ich in Berlin in der Kindertagesstätte Grunewald eine Vorschulgruppe nach dem Berliner Vorschul-Modell aufbauen. Weitere vier Jahre leitete ich mit großer Begeisterung unterschiedliche Vorschul-Modellversuche in Baden-Württemberg und baute diese an vier Standorten auf. Dabei wurden innerhalb des Kindergartens, ein Jahr vor Schulbeginn, ganz automatisch die zukünftigen Erstklässler in einer Vorschulgruppe zusammengefasst und behutsam, spielerisch und mit allen Sinnen, auf den Eintritt in die Grundschule vorbereitet. Selbstverständlich arbeiteten wir in der Kita grundsätzlich eng mit der Schule zusammen und ermöglichten so allen schulpflichtig werdenden Kindern einen spielerischen, optimalen und fließenden Übergang von der Kita ins Schulleben. Man besuchte sich gegenseitig, verwirklichte Projekte und arbeitete genussvoll und achtungsvoll miteinander.

Hier bei uns wurde diese tolle Idee dann leider abgebrochen, warum auch immer. Der Kindergarten befürchtete, verschult zu werden und Aufgabenfelder integrieren zu müssen, welche nicht der Leichtigkeit natürlicher Entwicklung und Begleitung des Kindes zu entsprechen schienen. Daraus entwickelte sich, ersatzweise bei uns, der Schulkindergarten und die Grundschulförderklasse, auch in Nürtingen, aber meines Erachtens leider viel zu spät angesetzt. Erst wenn ein Kind nicht „als schulreif“ eingestuft wird, erfolgt eine Zurückstellung für ein Jahr in diese Einrichtung. Eltern und Kinder zu diesem Schritt zu ermutigen war und ist schwierig. Dabei wäre es so einfach, gerade in unserer heutigen Zeit, frühe Bildung für alle Kinder, wie allseits gefordert, zielgerichtet innerhalb des Kindergartens anzubieten, so wie vor fünfzig Jahren. Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung und Entwicklungspotenzial für alle Kinder.

Zur Startseite