Leserbriefe

Entsetzt über die Ereignisse in Berlin

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zu den Artikeln „Angriff auf das Herz unserer Demokratie“ und „Falsche Freunde“ vom 31. August. Obwohl es in unserer leidvollen Geschichte des „Dritten Reichs“ erschreckende Beispiele von rechter Gewalt gab, ist es auch heute wieder erstaunlich, mit wie viel Energie rechtsextreme Politiker wie Demonstranten ihre demokratiefeindlichen Ziele durchboxen wollen. Die weitaus überwiegende Mehrheit unserer Bevölkerung, überzeugte Demokraten, war und ist entsetzt über die Ereignisse vom vergangenen Samstag vor dem Reichstag in Berlin.

Viele, besonders aus der Politik, drückten ihre missbilligende Haltung dazu auch deutlich aus. Allerdings gehen sie deshalb nicht auf die Straße. Dass besonders durch die Corona-Zeit Betroffene ihren Ärger und ihre Ängste auf der Straße äußern, ist nur zu gut verständlich. Und dass diese Menschen rechtsextreme, aggressive Mitläufer in der Masse nur schwer ausgrenzen können, bleibt ein ständiges Problem. Bei jeder Demonstration besteht eben die Gefahr, von den „falschen Freunden“ vereinnahmt zu werden. Diese Ereignisse in Berlin bewegen noch immer unsere Republik. Es wäre zu wünschen, dass sie für jede Einzelne, jeden Einzelnen von uns Anlass bleiben, im Alltäglichen, bei Gesprächen mit Nachbarn, Bekannten, Freunden und Verwandten deutlich zum Ausdruck zu bringen: Gerade in der noch so unübersichtlichen Zeit der Corona-Pandemie – bisher ohne Impfstoff – stehen wir zu den als Schutz für uns alle empfohlenen Entscheidungen unserer Regierungen in Bund und Ländern. Durch diese Maßnahmen und ihre sorgsame Umsetzung durch die weit überwiegende Mehrheit unserer Bevölkerung konnte das Virus bisher in seinen Auswirkungen in Grenzen gehalten werden. Und letztlich stehen wir damit auch zu der demokratischen Grundordnung unseres Landes, die uns das Grundgesetz garantiert, auch dann, wenn die dadurch garantierten Freiheiten von einigen wenigen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung missbraucht werden.

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