Leserbriefe

Ein kollektives Versagen in Aichtal

Manuel Krauß, Aichtal-Grötzingen.

Die finanzielle Schieflage der Stadt Aichtal ist nicht über Nacht entstanden. Sie ist das Ergebnis jahrelanger politischer Entscheidungen – und leider auch politischer Versäumnisse. Besonders kritisch sehe ich dabei den Einsatz einzelner Gemeinderäte aus allen Fraktionen, die ihrer Verantwortung als Aufsichts- und Kontrollorgan der Stadtverwaltung aus meiner Sicht nicht ausreichend gerecht geworden sind. Der Gemeinderat ist nicht nur Gestalter, sondern auch Aufseher. Er trägt die Pflicht, rechtzeitig gegenzusteuern, Risiken klar zu benennen und unbequeme Entscheidungen nicht aufzuschieben. Dass die Kommunalaufsicht inzwischen unmissverständlich feststellt, Aichtal sei ab 2029 faktisch zahlungsunfähig, wenn keine grundlegende Kursänderung erfolgt, ist ein alarmierendes Zeugnis dieses kollektiven Versagens.

Die Folge wäre gravierend: der Verlust der kommunalen Selbstbestimmung. Dann entscheidet nicht mehr der Gemeinderat über Investitionen, freiwillige Leistungen und die Zukunft unserer Stadt, sondern die Kommunalaufsicht. Angesichts der bisherigen Entwicklung stellt sich allerdings die berechtigte Frage, ob das aktuelle Gremium dieser Verantwortung noch gewachsen ist. Wer jahrelang Warnsignale ignoriert, strukturelle Defizite schönredet oder notwendige Korrekturen aus politischem Kalkül blockiert, richtet langfristigen Schaden an. Vor diesem Hintergrund wäre es ein Akt politischer Verantwortung, wenn diejenigen Gemeinderäte, die diese Entwicklung maßgeblich mitgetragen haben, ernsthaft über einen Rücktritt nachdenken würden oder das Heft endlich in die Hand nehmen – bevor weiterer Schaden entsteht. Aichtal braucht jetzt Ehrlichkeit, Konsequenz und den Mut zur Verantwortung. Alles andere gefährdet die Zukunft unserer Stadt.

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