Leserbriefe

Ein akzeptables Restrisiko

Gerhard Schlagbauer-Lux, Oberboihingen. Zum Tagesthema „German Angst“ vom 16. März. Um es vorwegzunehmen, ich bin kein Verfechter der Kernkraft. Aber mehr Angst als vor einem GAU in Deutschland habe ich vor unseren Politikern. In Zeiten wie diesen erwarte ich von ihnen, dass sie mit kühlem Kopf und rational entscheiden und sich nicht von der allgemeinen Hysterie und Stimmung leiten lassen. Ich habe Dienstagnacht eine Diskussionsrunde im Fernsehen verfolgt. Dabei hat mich ein Beitrag eines Diskussionsteilnehmers, dessen Meinungen ich ansonsten nicht zustimmen kann, nachdenklich gemacht: Er machte einen Vergleich mit dem Automobil auf, eine Technologie, die wir bedenkenlos in unserem täglichen Leben einsetzen. Kaum jemand stellt das Auto in Frage, und doch akzeptieren wir ein „Restrisiko“ von 6000 Toten und zigtausend Verletzten pro Jahr allein in Deutschland.

Wenn ich nun diese Zahl mit einer Laufzeit von mehr 30 Jahren multipliziere, muss ich – wenn ich den gleichen Maßstab anlege – sagen, dass ein GAU mit 200 000 Toten und zwei bis drei Millionen Verletzten auch ein akzeptables Restrisiko darstellt. Wenn also alle 25 Jahre irgendwo auf der Welt ein Atomkraftwerk hochgeht, so ist das ein Bruchteil dessen, was der Mensch sonst der Welt zumutet. Ich sterbe genauso ungern durch einen Autounfall wie durch einen Atomunfall. Und für die Betroffenen und Hinterbliebenen ist keines von beiden schöner als das andere. Und wenn man die Verstrahlung anführt und wie lange das anhält, die Umweltschäden durch Verkehr sind auch kaum noch umkehrbar.

Raus aus der Atomkraft – ja, aber mit Vernunft und Augenmaß. Lieber Atomstrom aus einem streng überwachten deutschen Atomkraftwerk als Import aus Fessenheim!

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