Leserbriefe

Die Kormorane und die Angler

Thomas Riesbeck, Wendlingen. Zum Leserbrief „Zahl der Kormorane rückläufig“ vom 30. Januar. Sollte Frau Jeisel den Anglern nahestehen, so befindet sie sich in guter Gesellschaft. 4,8 Millionen Deutsche angeln. Nur Fußball und Tennis besitzen höhere Popularität (Institut Allensbach 2004). Der ökonomische Nutzen der Angelfischerei beläuft sich auf 6,4 Milliarden Euro pro Jahr. 52 000 Arbeitsplätze hängen davon ab (Institut für Wirtschaftsforschung). 1,1 Millionen sind organisierte Angler und damit Mitglieder eines anerkannten Naturschutzverbandes. Angler setzen sich aktiv für die Renaturierung der Biotope ein, investieren enorme Finanzmittel und leisten ehrenamtlich über 30 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr für die Wiederherstellung guter ökologischer Bedingungen in und an unseren Gewässern, die zu 99 Prozent als Naherholungsgebiete der Bevölkerung offen stehen. Die Fischereigesetzgebung beinhaltet die Pflicht zur Hege, also zur Erhaltung eines dem Gewässer angemessenen Fischbestandes. Angler haben eine staatlich geprüfte, nachgewiesene ökologische Sachkunde. Mangelt es etwa einem manchen Vogelschützer an dieser Sachkunde? Wie erklärt sich sonst, dass der Bund für Vogelschutz, heute Nabu genannt, den gefährdenden Einfluss des Kormorans auf den Fischbestand immer noch verneint? Wo doch das EU-Parlament im Herbst mit 97-prozentiger Mehrheit ein Bestandsmanagement für den Kormoran gefordert hat?

Wie erklärt es sich, dass der Nabu einen Teil des lateinischen Namens Phalacrocorax carbo sinensis (deutsch: chinesischer Fischerkormoran) unterschlägt und behauptet, dieser Raubvogel sei heimisch, obwohl kein historischer Nachweis für Brutkolonien in Süddeutschland zu finden ist? Warum nennt Herr Jakob Zahlen aus dem Jahre 2005/2007, wo doch die aktuellen Zahlen des Nabu bei 440 Brutpaaren und 10 000 Durchzüglern, mit einer Verweildauer von 180 Tagen, liegen? Diese fressen pro Jahr 1 060 000 Kilogramm Fisch bei einem Naturertrag von 1 330 000 Kilogramm! Bleiben 270 000 Kilogramm Naturertrag bei 40 Fischarten und 38 000 Hektar Wasserfläche in Baden-Württemberg, also 170 Gramm Fisch pro Hektar übrig. Genug zur Reproduktion?

Zur Startseite