Leserbriefe

Die Ferndiagnose von Rainer Wehaus

Rainer Schwarzmeier, Schlaitdorf. Zum Tagesthema „Protesteritis“ vom 15. November. Die Leser der Nürtinger Zeitung kennen sicherlich Dr. von Hirschhausen, den kabarettistischen Wunderdoktor, der mit seinen Auftritten Säle füllt und den Besuchern erklärt, wie Medizin funktioniert. Sie kennen auch die Geschichten von Wunderheilern, die einen mit Handauflegen von allerlei Gebrechen kurieren? Vergessen kann man alles, was man bisher dazu gesehen, gelesen oder gehört hat. Rainer Wehaus setzt dem Ganzen die Krone auf. Ferndiagnosen ohne direkten Kontakt mit den Betroffenen.

In seinem Artikel lässt Herr Wehaus die Leser teilhaben an seiner Diagnosetechnik. Einer leitenden Redakteurin des Westdeutschen Rundfunks unterstellt er, dass sie nicht wirklich krank war, sondern wohl an Protesteritis litt. Medizinisch scharfsinnig hat er gleich nachgeschoben, dass dies aber keine anerkannte Krankheit sei. Eine Ferndiagnose, ohne die Person zu kennen oder mit ihr Kontakt gehabt zu haben? Welch ein medizinisches Genie! Und wir ahnungslosen Laien sind jedes Mal zu unserem Hausarzt gegangen und haben uns dort erst mal untersuchen lassen, bevor ein entsprechendes Attest ausgestellt wurde. Und das alles inklusive der zehn Euro Praxisgebühr, die wir brav entrichtet haben.

Das hätten wir uns alles sparen können. Eine kurze Meldung an Herrn Wehaus wäre ausreichend gewesen, dazu ein paar Hinweise auf das, was uns gerade beruflich beschäftigt, und wir hätten die Diagnose gehabt. Ein generöses „Daumen hoch“ oder die Erkenntnis, dass wir an Krankheiten leiden, die es gar nicht gibt, dann geht der Daumen entsprechend runter. Über Dr. von Hirschhausen können wir herzhaft lachen, die Wunderheiler tun wir gerne als Scharlatane ab. Ich bin schon gespannt, in welcher Kategorie Herr Wehaus sich wiederfinden wird.

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