Hartmut Schewe, Aichtal-Neuenhaus. Zum Leserbrief „Not sollte nicht ausgenutzt werden“ vom 30. Dezember. Ein Sprichwort aus Italien besagt sinngemäß: „Die Kirche nimmt. Und dort, wo die Kirche gibt, kann man sicher sein, dass sie zuvor um einiges mehr genommen hat.“ Die Selbstgerechtigkeit der Kirchen (evangelisch und katholisch) ob deren selbsterklärter Selbstlosigkeit war mir schon immer ein Dorn im Auge. Wegen der völligen Undurchschaubarkeit der Kirchenfinanzen und deren Kapitalquellen ist man häufig auf Schätzungen angewiesen. Jedes Unternehmen, jede Staatsregierung bekäme bei einer derartigen Verschleierung Besuch vom Staatsanwalt. So weit, so schlecht. Sieht man sich aber in den allgemein zugänglichen Quellen um, so tut sich ein Höllenschlund der Kirche auf.
Die direkten staatlichen Zuwendungen belaufen sich nach vorsichtigen Berechnungen/Schätzungen auf circa 20 Milliarden Euro im Jahr. Dabei sind die Kirchensteuern – ein deutsches Unikum – nicht berücksichtigt (2014 circa 11 Milliarden Euro), genauso wenig wie die indirekten Zuwendungen durch Steuerersparnis. Zusätzlich erhält die Kirche über 50 Milliarden Euro jährlich für deren soziale Einrichtungen, die vom Steuerzahler zu über 90 Prozent finanziert werden. Gleichzeitig haben die Kirchen dort das alleinige Sagen, zum Beispiel in Personalangelegenheiten. Und wie barmherzig die da vorgehen, zeigen mehrere einschlägige Prozesse. Geradezu grotesk erscheint eine Quelle kirchlichen Reichtums, die seit über 200 Jahren sprudelt. Sie geht zurück auf den „Reichsdeputationshauptschluss“ von 1803, mit dem Napoleon das Deutsche Reich nach seinem Gusto umgestaltete. Es ging darum, deutsche Fürsten für den Verlust der linksrheinischen Gebiete (zum Beispiel Elsass und Lothringen) zu entschädigen, die vielen winzigen deutschen Staaten zugunsten der etwas größeren aufzulösen und daraus lebensfähige Mittelstaaten zu machen, die ihn in den noch zu führenden Kriegen unterstützen, aber ihm nicht gefährlich werden konnten. Zum Beispiel Württemberg, Baden und Hohenzollern-Sigmaringen, das heutige Baden-Württemberg. Zugleich wurde kirchlicher Grundbesitz säkularisiert, das heißt den neu geschaffenen Staaten zugeschlagen. Als Entschädigung mussten diese Zahlungen an die Kirchen leisten – zeitlich unbegrenzt. Diese Gelder fließen heute noch und die Kirchen wollen sich nur durch einen hohen Milliardenbetrag diese erzwungenen Verpflichtungen abkaufen lassen. Dennoch stehen die Kirchen heute keineswegs ohne Immobilienbesitz da. Deren Grundbesitz ist wegen der bereits erwähnten Verschleierungen schwer zu überschauen, dürfte aber im oberen dreistelligen Milliardenbereich liegen. Kurzum: Die Kirchen sind die mit riesigem Abstand reichsten Unternehmen der Republik!
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...