Leserbriefe

Der leere Platz sollte ein Mahnmal sein

Dr. Dietrich Braun, Beuren. Der Abriss des Hauses Härtenbühlstraße 2 wegen akuter Einsturzgefahr hat alle Beurener tief getroffen. Beim Landesamt für Denkmalpflege wurde es als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung geführt und war im Denkmalbuch des Landes eingetragen. Dass es eines der ortsbildprägendsten Häuser in Beuren war, muss nicht noch betont werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wären zwei bis drei Jahre früher noch außerordentliche Zuschüsse zur Rettung des Gebäudes möglich gewesen. Heute sind diese Töpfe leer und die 400 geleisteten Arbeitsstunden der Firma Oswald verloren. Es ist aber noch viel mehr verloren. Dieses Haus sollte ein Leuchtturmprojekt für Beuren werden.

Das seit Jahrzehnten problematische Verhältnis zum Denkmalschutz und zu den alten Häusern in Beuren in der Dorfmitte hätte sich schlagartig gewandelt. Bisher haben nur wenige Mitbürger ihre Häuser, zum Teil ohne öffentliche Zuschüsse, vorbildlich restauriert. Die Veränderung ist sichtbar, aber noch ist es keine Wende. Unsere Hausbesitzer wissen um die einmaligen Zuschüsse der Steg (Stadtentwicklung). Diese schultert 60 Prozent der Sanierungskosten bis 160 000 Euro. Die Denkmalschutzbehörde bezuschusst in der Regel noch mal 20 Prozent. Der Rest kommt von der KfW-Bank mit einem Prozent Zins auf zehn bis 15 Jahre. Der Verein historisches Beuren (VHB) hat sich bereit erklärt, beratend tätig zu sein. Im nächsten Jahr verfallen die Zuschüsse der Steg.

Beuren hat in den letzten 20 Jahren ungefähr 20 Prozent seines Denkmalbestandes verloren. Zurzeit zählen wir noch 51 denkmalgeschützte Gebäude. Mit dem Schlagwort „Beuren hat den größten mittelalterlichen Baubestand in Baden-Württemberg“ ist es dann vorbei. Beuren besitzt ein restauriertes Rathaus, eine Kelter, ein Bürgerhaus und eine teilrenovierte Kirche und etliche sanierte Privathäuser. Wir sind dann nur mehr Mittelmaß. Wenn sich die Einstellung unserer Mitbürger zu ihren alten Häusern nicht ändert, sind diese noch nicht sanierten Häuser verloren. Der leere Platz von Härtenbühlstraße 2 sollte ein Mahnmal sein, kein historisches Haus mehr zu verlieren, wenn der Abriss nicht zwingend erforderlich ist.

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