Leserbriefe

Denkpause für Hotelpläne am Neckar

Fritz Eisele, NT-Hardt. Zum Artikel „Hotel: Weitere Interessenten“ vom 29. Juli. Dem Artikel entnimmt der geneigte Leser, dass glücklicherweise ein Kaufvertrag mit dem Reutlinger Investor nicht unterschrieben wurde, wie dies ursprünglich für den 26. Juli geplant war. Die dadurch entstehende Denkpause muss genutzt werden, um den unausgegorenen Schnellschuss, einen massiven Hotelkomplex mit 86 Zimmern am Neckarufer zu platzieren, sehr kritisch zu überprüfen. Die wertvolle Uferfläche vor dem geplanten Hotel wird durch die Zufahrt zur Tiefgarage und durch Pkw-Stellplätze, die bis an den Weg vor der Fischtreppe reichen, erheblich reduziert. Vom Rest des Uferbereichs bleibt dann noch ein wenig Platz für ein Alibi-Biergärtchen übrig – und „darauf können sich dann die Nürtinger wirklich freuen“, wie Herr Kunzmann geschrieben hat. Zur Realisierung eines Biergartens braucht es kein Hotel an dieser Stelle.

Ich bin deshalb absolut nicht der Meinung des Technischen Beigeordneten Andreas Neureuther, der das Vorhaben „an prominenter Stelle“ begrüßt. Er ist ganz offensichtlich noch nicht in Nürtingen angekommen, obwohl er, wie auch ich, vor einem Jahr an der Preisgerichtssitzung des Ideenwettbewerbs „Westlicher Neckar“ teilgenommen hat, aber er sich offensichtlich nicht mehr an die Empfehlungen der dort anwesenden geballten Fachkompetenz erinnert: Es ist eine behutsame bauliche Entwicklung zwischen FKN und Neckarbrücke anzustreben, mit dem Ziel, eine möglichst großzügige Grünsituation am Neckar zu entwickeln. Damit könnte die Vision als attraktive „Stadt am Fluss“ wahr werden! Bemerkenswert war auch die Aussage des damaligen Jury-Vorsitzenden zum Abschluss des Wettbewerbs: „ Dies ist Balsam auf die Seele der Architektengemeinschaft“.

Das vermutlich im deutlich sechsstelligen Bereich gelegene Investment für diesen hervorragenden Wettbewerb ist nur zu rechtfertigen, wenn die gewonnenen, wertvollen Erkenntnisse daraus auch beachtet und nicht bei allererster Gelegenheit ignoriert werden. Es muss die Frage gestattet sein, ob und welche Anstrengungen die Stadt unternommen hat, andere, geeignetere Standorte für ein Hotel zu finden.

Hat man die Möglichkeiten auf dem Greiner-Areal, auf der anderen Straßenseite auf dem städtischen Gelände im Bereich Hallenbad, auf dem Bahnstadt-Gelände ausgelotet oder hat man bei der Planung am alten Krankenhaus (sogar mit Neckaruferlage) einen Hotelbau in Erwägung gezogen? Ich hoffe, dass sich der Gemeinderat in den nächsten Wochen und Monaten ausführlich noch mit dieser Thematik beschäftigt und alternative Lösungskonzepte findet.

Auch der Gestaltungsbeirat, der die Aufgabe hat, stets eine langfristige und nachhaltige Stadtentwicklung im Auge zu haben und bei Fehlentwicklungen zu bremsen beziehungsweise diese zu verhindern, muss sich nochmals intensiv damit beschäftigen.

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