Albert Wolfer, Erkenbrechtsweiler. Zum Leserbrief Und was ist mit Mathe? vom 21. April. In einer Zeit, in der viele öffentlich laute Menschen sich ob ihrer Miss-Erfahrung mit Mathematik und anderen Naturwissenschaften brüsten, ist es kein Wunder, dass das Mathematikabitur und andere Matheprüfungen nur dann beachtet werden, wenn die Prüfung in die Hosen ging. Ansonsten ist es alter Brauch, die Abi-Aufgaben einige Zeit unter Verschluss zu halten (außer man schaut im Internet und wird fündig). Bürokratische, juristische oder auch aus der alten Zeit stammende Sichtweise dieser Geheimwissenschaft ist vielleicht Ursache. Ein Schluss vom Haupttermin auf den Nachschreibetermin ist nach meiner Kenntnis und Literaturlage nicht machbar.
Ein schlichtes, bei vielen oft gehörtes Argument, man schreibe statt 17 einfach 18, ergibt und ergab noch nie neue Abiaufgaben. Wenn ich recht weiß, werden zum Beispiel in Italien die Aufgaben in Zeitungen veröffentlicht und wohl auch fleißig in Leserbriefen diskutiert. Man könnte natürlich auch das Feuilleton der Zeitung nutzen, denn schließlich sind Mathematik, Physik, Chemie und Biologie auch ein Kulturgut, aber da sind wir wieder beim ersten Satz. Der Matheunterricht hat sich mit den Jahren verändert. Die Einführung und der Gebrauch des graphischen Taschenrechners ist ein äußeres Zeichen. Natürlich werden die klassischen Grundlagen (Terme, Gleichungen, Funktionen, Differenzial- und Integralrechnung, Vektorrechnung und so weiter) gelehrt und können gelernt werden. Dazu kommen dann aber zunehmend komplexere Anwendungen, die mit diesen Mitteln und dem Rechner zu bearbeiten sind. Beispiele: Probleme mit der Umwelt lassen sich herrlich mathematisch problematisieren. Arzneimittel werden eingenommen und dann auf die Wirkstoffmenge im Blut geschlossen in Abhängigkeit zur Zeit. Ein Antennenmast wird neben einen Abhang gestellt und abgestützt, dann kommt Lothar und er bricht ab. Davor scheint aber die Sonne und er wirft einen schönen Schatten. So kann man seine dreidimensionale Intelligenzleistung unter Beweis stellen (leider abnehmend).
Was die Studierfähigkeit angeht, so denke ich sie könnens, man muss halt manchmal Eichenbretter von Hand bohren. Von Ehemaligen höre ich es jedenfalls so. Allerdings habe ich ob der mir vorliegenden Klausuren aus den Eingangssemestern von Nichtmathematikstudenten den Eindruck, dass die Herren Professoren gerne uralte Vorlagen nutzen mit schlichten Rechenaufgaben. Wozu das gut sein soll, kann ich nur ahnen. Ansonsten lebt natürlich mein geliebter Schiller im Mathe-Abi weiter: Schlechte Darstellung und Rechtschreibfehler können bis zu zwei Notenpunkte kosten.
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