Leserbriefe

Chance für den Schulfrieden

Eberhard Rößler, Wolfschlugen. Zum Artikel „Chancen für den Schulfrieden“ vom 15. Dezember. Es mutet mich etwas merkwürdig an, dass die grün-rote Regierungskoalition nach dem Schulfrieden ruft, nachdem sie doch gerade durch Abschaffung der „verbindlichen Grundschulempfehlung“ und Einführung der Gemeinschaftsschule die Schullandschaft kräftig durcheinandergewirbelt hat. Dass sich jetzt die CDU zunächst weigerte, an „schulfriedensstiftenden Gesprächen“ teilzunehmen, ist verständlich, da sie sich in vielen Punkten von der Regierungsmeinung unterscheidet.

Die Ergebnisse der letzten Sitzung mit Grünen, SPD und FDP scheinen oberflächlich ganz gut zu sein, geht man aber in die Tiefe, sieht es ganz anders aus. Sie bekräftigen, dass sämtliche Schularten mit ihrem eigenen Charakter erhalten bleiben sollen: Werkrealschule, Realschule, Gymnasium, Gemeinschaftsschule und Förderschule. Die Wirklichkeit ist aber bereits darüber hinweggegangen: die Werkrealschulen gibt es kaum noch, da sie infolge des Wegfalls der „verbindlichen Grundschulempfehlung“ nahezu nicht mehr gewählt werden. Die Realschule hat sich vollkommen verändert: im Grunde sitzen hier teilweise Hauptschüler und Gymnasiasten zusammen, gemeinsam und nebeneinander mit den eigentlichen Realschülern.

Diese heterogene Schülerschaft kann kaum noch mit der bisherigen Methodik und Didaktik unterrichtet werden und gleicht sich dadurch immer mehr der Gemeinschaftsschule mit ihrem Unterrichtsvorgehen an. Die Sorgen der FDP sind somit nicht unbegründet. Bleibt noch das Gymnasium. Durch den ungebremsten Ansturm zum Teil von Schülern, die bald überfordert sind, sinkt zwangsläufig das Niveau, da man sonst zu viele Schüler durchfallen lassen oder zurückstufen müsste. Allein den Eltern anstelle den erfahrenen Grundschullehrerinnen die Wahl zu einer bestimmten weiterführenden Schule zu überlassen, erweist sich somit als sehr problematisch. Hier werden Eltern einseitig mehr Rechte eingeräumt, ohne gleichzeitig entsprechend höhere Pflichten zur Eigenverantwortung und zum Wohle des Kindes abzuverlangen.

Zu Herrn Kretschmanns Äußerung, dass die CDU rückwärtsgewandt sei, kann ich nur bemerken, dass nicht jede Neuerung auch gut sein muss. Ich erinnere dabei an die Mengenlehre, Ganzwortmethode und Sprachlabors vergangener Jahre, von denen man heute nichts mehr hört oder auch an den grafikfähigen Taschenrechner, den Herr Kultusminister Andreas Stoch, übrigens zu Recht, aus dem Abitur verbannt hat.

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