Leserbriefe

Biogasanlage – falsch angepackt

Karl-Heinz Frey, Nürtingen. Zum Artikel „Biogasanlage: Kreis und Regionen an einen Tisch“ vom 14. Mai. Die Anzeichen verdichten sich – leider, es gibt für Nürtingen wohl keine Biogasanlage. Und wieder zeigt es sich, dass unsere Verwaltungsspitzen nicht in der Lage sind, wirkliche Verhandlungen zu führen. Oder wollten sie gar nicht? Ich meine damit zu verhandeln, eine Sache anpacken, das heißt auch abzuwiegen und Angebote zu machen. Das ist meiner Meinung nach völlig unzureichend geschehen. Die Stadtwerke einmal ausgenommen.

Es wurde wie in der Vergangenheit mit lauter abgegriffenen Positionen, die bei den Partnern nur die Widerstände erhöhten, in die Gespräche gegangen. Zur Erinnerung: Die Bachhalde wurde mit Totschlagargumenten wie Arbeitsplätze und neue Gewerbe-Ansiedlungen im Landschaftsschutzgebiet gegen die Region und das Landratsamt durchgedrückt. Der Große Forst gleichfalls mit großen Versprechungen und in Geheimverhandlungen, ohne erkennbare Vorteile für die Bevölkerung unter dem Tisch durchgezogen. Man kann die Beispiele erweitern. Diese Ereignisse sind bei den Verhandlungspartnern in der Region in bleibender Erinnerung geblieben, das heißt bei der besten Gelegenheit wird der Konter folgen. Jetzt wollte das Rathaus wieder, ohne etwas Herausragendes (das wäre dringend geboten gewesen) zu bieten, alles haben. Es ist nachvollziehbar, dass die Unverschämtheit Grenzen hat. Dabei wäre die Biogasanlage wirklich etwas gewesen, was für Nürtingen Vorteile hätte. Zumindest wären Steuern geflossen und es gäbe einen beträchtlichen Anteil an eigenem Gas. Deswegen waren auch die Umweltschützer für das Projekt, obwohl auch wir nicht alle einer Meinung waren.

Aber von Anfang an habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass ohne ein wirkliches Angebot nichts zu holen ist. Als Präsent hätte man das Wörth-Areal anbieten können. Das hätte der Stadt sicher weh getan, hätte aber den Vorteil gehabt, das Land, das Regierungspräsidium, die Region und das Landratsamt zum Nachdenken anzuregen. Die Bebauung am Neckar ist ökologisch und ökonomisch unsinnig (wahrscheinlich auch ein Zuschuss-Vorhaben) und eine Aufwertung des Neckars könnte für alle nur ein Vorteil sein. Außerdem gibt es hier kaum ein besseres Gelände für die anvisierte Gartenschau, dafür sind auch noch Zuschüsse denkbar. Ein Augenmaß für das Machbare ist leider nicht erkennbar. Wie ist es in der derzeitigen Krise: Die öffentliche Hand zockt und verweist auf das erteilte Mandat. Den Spieleinsatz begleicht das Wahlvolk.

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