Leserbriefe

Biogas und Kommerz

Klaus Hoffmeister, Frickenhausen. Nach einem Familientreffen in Eisenach führte uns wegen einer Umleitung der Weg über Schwallungen – jene kleine Westthüringer Gemeinde, die den hiesigen Biogas-Verfechtern als Argument dafür dient, dass von einer solchen Vergärungsanlage keinerlei Geruchs- und sonstige Belästigungen zu erwarten seien.

Erst jetzt habe ich begriffen, dass hier nicht mit offenen Karten gespielt wird. Schwallungen mit seinen 1290 Einwohnern liegt in einem dünn besiedelten Gebiet zwischen Thüringer Wald und Rhön. Die Anlage ist rund 1,5 Kilometer vom Ortskern entfernt. Sie wurde in einem Seitental angesiedelt, das von größerem Waldbestand umsäumt ist. Die ausgedehnten Werksanlagen sind von der B 19 hier nicht einsehbar.

Die erheblich größer geplante „Refood-Vergärungskathedrale“ im dicht besiedelten Nürtinger Raum läge hingegen weitgehend frei und in unmittelbarer Nähe von ohnehin stark belasteten Wohngebieten. Auch bei einem Störfall wären durch die exponierte Lage die Auswirkungen auf die Einwohnerschaft wesentlich spürbarer als im abgelegenen Schwallungen.

Als 1978 im Kirchert eine riesige Mülldeponie angelegt werden sollte, weil der Landkreis Esslingen angeblich unter Müllbergen zu ersticken drohte, verhinderte nur der Widerstand der Bürger dieses Mammutprojekt. Wenig später ergab es sich, dass für die bestehenden regionalen Verbrennungsanlagen gar nicht genug Müll vorhanden war.

Es fällt schwer zu verstehen, warum die Kapazitäten der bereits bestehenden Vergärungsanlage in Geislingen-Türkheim nicht auch für das hiesige Resteaufkommen genutzt werden können. Vermutlich aber geht’s hier nur und ausschließlich um kommerzielle Interessen. Die Lebensqualität der Menschen bleibt auf der Strecke.

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