Leserbriefe

Bei S 21 wird einfach weitergewurstelt

Hans Müller, Nürtingen. „Augen zu und durch“ ist wohl das Motto der Aufsichtsräte der Deutschen Bahn AG, die auch die neuen Mehrkosten und die Bauzeitverlängerung wieder abgenickt haben. „Wir schenken Ihnen einen Bahnhof“ und das „Neue Herz Europas“ waren die Werbeslogans einst als man im Stuttgarter Hauptbahnhof damals in illustrer Runde als symbolischen Baubeginn einen Prellbock abbauen ließ unter dem Pfeifkonzert der Projekt-Gegner. Was ist seither nicht alles passiert. Damals hat sogar unser heutiger Ministerpräsident auf einer Montags-Demo auf dem Schlossplatz in Stuttgart dieses Projekt als unsinnig abgelehnt. Frau Merkel kam nach Stuttgart um den amtierenden Ministerpräsidenten Mappus bei der Wahl zu unterstützen und nannte das Projekt S 21 richtungsweisend für die gesamte Bundesrepublik und den Wahlausgang als Bürgerentscheid. Ergebnis war, dass Herr Mappus abgewählt worden ist, nicht zuletzt auch weil viele davon ausgingen, dass ein grüner Ministerpräsident Kretschmann das Projekt stoppen würde. Auch die Bürgermeister-Wahl in Stuttgart, die einen Grünen in das Amt brachte, war sicher entsprechend motiviert.

Leider haben beide, nachdem sie in Amt und Würden waren, viele Wähler enttäuscht, weil nichts unternommen wurde, um den Weiterbau zu stoppen. Sie haben sich immer wieder von den Bahnvorständen hinters Licht führen lassen. Zuletzt hat ja die Bahn jetzt das Land, die Stadt und die Region verklagt auf Mitfinanzierung der Mehrkosten. Man hat den Eindruck, dass die Aufsichtsräte der DB von der Politik unter Druck gesetzt werden, nicht zuletzt vielleicht von Frau Merkel selbst. Es will keiner der Verantwortlichen eingestehen, dass man mit diesem Projekt einen riesigen Fehler gemacht hat. Noch immer ist ein Ausstieg sinnvoll und kostengünstiger als einfach weiter zu wursteln, denn es gibt durchaus sehr sinnvolle Pläne, wie man die bestehenden Baustellen beim Erhalt des bestehenden Bahnhofgebäudes nützen kann. Bisher werden diese Pläne einfach ignoriert. Im Übrigen ist ja noch vollkommen offen, ob der Tiefbahnhof überhaupt eine Betriebserlaubnis erhält, da diese erst nach Fertigstellung erteilt werden soll.

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