Leserbriefe

Angriff im Namen der Religion

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Gall: Gefahr von Anschlägen im Südwesten wächst“ vom 24. September. Bindungen zu einer Weltreligion vermitteln eine innere Haltung, die sich durch den leitenden Codex erklären, den viele Generationen gealterter Erfahrungen bestätigt haben. In der Regel ist es eine positive Einflussnahme auf Menschen und für Menschen – ein Gesetz, das den Verbundenen mehr abfordert als unsere Bürgergesetze. Über die Zeiten hinweg nutzen Anhänger oder auch Staaten das Machtpotential religiöser Verschworenheit als Schwimmponton für ihre Wellen politischer Einflussnahme. Mit Religion haben diese ausnahmslos Menschen verachtenden Aktivitäten nichts zu tun. Macht- beziehungsweise Herrschaftsmegalomanien – eingefordert über mit jeder Willkür erpressten Unterordnung (auch in den eigenen Reihen), sind selbstgerechter Antrieb von Anführern, unbenommen der Toten und Gefolterten auf ihren Schlachtfeldern. So auch die Realität von heute, die einen Widerstand und Nachdenken aller Nationen fordern, welche den Ernst der Lage erkennen.

Erinnern wir Unterwerfungen im Namen des Christentums, zeigt sich Europäern heute in sarkastischer Weise, was für eine Besessenheit und Arroganz denen entgegenschlägt, die minderwertig sind und in „Gottverlassenheit“ leben – betrachtet durch wenig moderate orthodoxe Glaubensträger, die widersinnig auch noch Aufträgen dienen, die kein ehrenwertes Buch füllen.

Heute jagen Menschen im Namen eines anderen Gottes Menschen und gehen dabei so wenig zimperlich mit ihnen um, wie einst alle größeren Nationen mit ihren Ungläubigen, die Materielles zu bieten hatten. Nachdem sichtbar ist, dass Dekadenz ein sich ausprägender Wesenszug aller westorientierten Länder ist (besser gesagt, aller Länder mit Vergöttlichung ihrer Wirtschaft und übersteigerten Liberalismen – Menschen benötigen Grenzen, um Gemeinschaft leben zu können) scheinen die islamischen „Beutezüge“ rein von der Vorgabe, ihren Anspruch nicht zu verfehlen. Es ist dabei erwähnenswert, dass Dschihadisten mehrheitlich ein unbeachtetes, in ihren Augen wertloses Leben vor ihrer Zugehörigkeit zu Extremisten lebten und eigentlich nur eigene (fremdgeleitete) Aufwertung betreiben, die ihnen möglich ist.

Unterschätzung kann durchaus eine Kriegserklärung sein – wenn wir unseren persönlichen Alltag betrachten. Menschen sind nun einmal so gestrickt. Das sollte uns bei aller Wehrhaftigkeit zum Nachdenken anregen und dem positiven Einfluss fremdgelebter Religionen und Völker mit Respekt (besser, einer Selbstwert gerechten Demut) begegnen.

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