Leserbriefe

Wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen?

Klaus Röhm, Wendlingen. Zum Artikel „Illegale Bauten müssen weg“ vom 6. August.

Diese Formulierung der Medien erscheint mir etwas zu einseitig und vermittelt der Allgemeinbevölkerung ein völlig falsches Bild der Situation. Was im Bericht nicht erwähnt wurde ist, dass circa 90 Prozent der Geschirrhütten oder Gartenhäusle wie man es auch nennen will schon weit über 50 bis 70 Jahre dort auf diesen Gartengrundstücken bestehen. Damals waren diese Wiesengrundstücke noch nicht im Landschafts- und Vogelschutzgebiet oder wurden als Streuobstwiesen betitelt.

Die Verordnung ist erst 1992 in Kraft getreten. Sodass man nicht unbedingt von illegalen Bauten sprechen kann. Diese Grundstücke mit den zugehörenden Bauten wurden damals und heute zu landwirtschaftlichen und Freizeitzwecken genutzt. Jetzt nach so langer Zeit (über 30 Jahre) packt das Landratsamt, hervorgerufen durch, meiner Meinung nach, übereifrige Kommunalpolitiker der Stadt Wendlingen, die Keule aus und droht den Besitzern mit Abrissverfügungen. Mir gegenüber wurde von unserem Bürgermeister versichert, dass dieses Mitglied des Stadtrats keinen Auftrag für diese Taten hatte, was ja sein kann, aber trotzdem wurde dieses im Stadtrat behandelt und an das Landratsamt weitergeleitet. Und jetzt ducken sich alle hinter den heutigen gültigen Gesetzen weg.

Unserem oben genannten Stadtrat kann ich nur sagen, für solch Aktionen wurde er nicht von den Wendlinger Bürgern gewählt! Von der Kommune erwarte ich mehr Loyalität und Rückendeckung für die Stücklesbesitzer, denn die sind diejenigen, die den Landschaftsschutz und Naturschutz aktiv betreiben und nicht diejenigen, die ab und zu mit Fernglas und Hund ohne Leine über fremde Grundstücke stolpern.

Man sollte sich eher Gedanken darüber machen, wie man zur einer vernünftigen Lösung kommen kann. Die sogenannten Gartenhäusle sind absolut notwendig, um die Grundstücke zu pflegen und hegen. Früher hatten die Stücklesbesitzer eventuell selber noch Landwirtschaft oder Möglichkeiten, die Gerätschaften im Ort unterzubringen. Die meisten heutigen Besitzer haben am Wohnort gar nicht mehr diese Möglichkeiten und sind auf diese Häusle und Geschirrhütten angewiesen, zudem werden die Gerätschaften immer größer und vielseitiger.

Natürlich bin ich für die Einhaltung unserer Gesetze und es gibt immer schwarze Schafe, die übers Ziel hinausschießen. Aber oft wären ein klärendes Gespräch und eine neutrale Berichterstattung effektiver als gleich mit Kanonen zu schießen. Es gibt viele Beschlüsse, Gesetze und Vorgaben die man den heutigen Verhältnissen anpassen sollte. Zumal sich unsere Covid-Pandemie auf Dauer auch nicht verbessern wird und diese Rückzugsorte für Kinder und Erwachsene immer wichtiger werden.

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