Leserbriefe

Gewaltlose Lösungen für Frieden auf Erden

Ulrich Immendörfer, Frickenhausen-Linsenhofen. Zum Artikel „Bidens Drohung an den IS und was dahintersteckt“ vom 28. August.

Es ist das alte archaische Muster von Rache, von Schlag und Gegenschlag. So dachte und handelte George W. Busch im September 2011, so denkt und handelt jetzt auch Joe Biden. Was anderes fällt den christlichen Herrschern in „God’s own Country“ nicht ein. Sie haben zwar ihren Amtseid mit der Hand auf der Bibel geleistet, was darinnen steht hat dabei offenbar keine Bedeutung. Nach dem Attentat auf das Welthandelszentrum schrieb in Deutschland der Kommentator Wolfgang Molitor in unserer Zeitung „Machen wir uns nichts vor. Wer das Böse ausrotten will, muss mit dem Schwert dreinschlagen.“ – Wie wenn es jemals gelungen wäre, das Böse auszurotten. Man sieht: Rachegedanken sind nicht nur in den USA zu Hause. Alternativ dazu lesen wir in der Bibel „Ich (Jesus) aber sage euch, dass ihr dem Bösen nicht widerstehen sollt.“ Das Gebot der Feindesliebe in der Bergpredigt wird allgemein als wirklichkeitsfremd abgetan.

Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen, darin sind sich die Politiker einig. Wie weit man ohne die Bergpredigt kommt, lesen wir fast täglich in der Zeitung und sehen es im Fernsehen. Flucht aus Afghanistan! Gewaltlosigkeit ist (leider) unsrer bekannten Wirklichkeit fremd, denn es würde eine ganz andere Wirklichkeit begründen, ein Wirklichkeit der Gerechtigkeit und des Friedens – wohl ein Albtraum von Juristen und Militärs. Mit einem Racheschwur hat man (scheinbar) eine rasche Lösung des Problems. Man glaubt zu wissen, wer oder was schuldig ist. Man selbst braucht sich nicht zu ändern.

Anders ist es, wenn ich das „Liebet eure Feinde!“ ernst nehme. Da muss ich mich mit meinem Feind befassen. Da muss ich herausfinden, warum er meint, mich bekämpfen zu müssen. Vielleicht ist er ja im Recht. Vielleicht bin ja ich der, der sich ändern muss. Gewaltlose Problemlösungen, gewaltlose Verhinderung von Kriegen gibt es. Aber das liest man selten oder nie in der Presse. Das geschieht im Stillen und ist eben nicht spektakulär, nicht spannend zu lesen. Hat man ein Recht, sich christlich zu nennen, wenn man das zentrale Anliegen des Christus „Friede auf Erden den Menschen“ als wirklichkeitsfremd ablehnt?

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