Leserbriefe

Besser an positiven Beispielen orientieren

Christoph Traube, NT-Neckarhausen. Zum Kommentar „Fingerzeig aus Wien und München“ vom 20. November.

Wenn ich sehe, was Politik, Medien und selbst der Bundespräsident und der Papst so von sich geben, darf ich mich bestätigt fühlen: Gehöre ich doch offensichtlich zu den Guten und Anständigen in dieser Welt. Und nicht zu denen, die einfach nichts blicken, zu den Verantwortungslosen, kurz zu denen, die an allem schuld sind, zu den Bösen. Und warum? – Na ja, ganz einfach: Ich bin kein Impfskeptiker; ich habe mich impfen lassen, und zwar schon vor sechs Monaten!

Damals wehte noch ein anderer Wind: Damals regten wir uns über die „Impfdrängler“ auf. Das waren die, die bei den dilettantisch organisierten Impfungen kreativ wurden, um schneller an die Reihe zu kommen. Und nicht wenige Politiker und Journalisten forderten mit viel Pseudo-Moral und künstlicher Entrüstung Bußgelder für diese Leute. Die „Impfschwänzer“ gab es dann auch, schließlich die „Impfmuffel“.

Heute sehen wir, was uns all diese Kampagnen, die Drohungen mit der Moralkeule und die Stimmungsmache gebracht haben: Wir werden von der nächsten Coronawelle überrollt. Einer Welle, die sich seit zwei Monaten angekündigt hat, wir rutschen also mit Ansage und sehenden Auges in die Krise. Da wird es natürlich höchste Zeit, einen Sündenbock zu suchen, einen, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Aber lösen wir damit irgendwelche Probleme? Bekommen wir nicht noch mehr Probleme, wenn wir auch noch die Gesellschaft spalten? Ist es klug, sich ausgerechnet an Österreich und Bayern zu orientieren, die die meisten Infektionen und schlechte Impfquoten haben? Was kann man vom Schlechtesten in der Klasse lernen, wohl nur wie man es nicht macht, oder?

Hier zwei positive Beispiele: Israel hat eine niedrigere Impfquote als wir, sie haben aber eine Infektionswelle gebrochen, indem sie sehr schnell auf freiwilliger Basis Drittimpfungen ermöglicht haben. 2-G gab es nicht, ebenso wenig einen Lockdown oder eine Impfpflicht. In Südkorea setzte man früh auf Massentests, außerdem ist die Warn-App Pflicht, was Kontaktverfolgung per Knopfdruck ermöglicht. Dort gab es nie einen Lockdown. Sollten wir uns nicht lieber an solchen Beispielen orientieren?

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