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„Wegweisend für ganz Afrika“

Bundestagsabgeordnete Karin Roth engagiert sich für Menschen in Mosambik

Karin Roth mit dem Honorarkonsul der Republik Mosambik, Marcus Lingel (Mitte) und Lucas Massuanganhe vom Honorargeneralkonsulat der Republik Mosambik. Foto: Nawrocki

Zu Tausenden verlassen jedes Jahr afrikanische Armutsflüchtlinge ihre Heimatländer, um nach lebensgefährlicher Flucht über das Mittelmeer in Europa ihr Glück zu suchen. Finden werden es die zumeist jungen Leute auch hier nicht. Die Armut vor Ort in den Ländern Afrikas zu bekämpfen, das hat sich die Bundestagsabgeordnete Karin Roth zur Aufgabe gemacht.

ESSLINGEN. Gemeinsam mit Dr. Marcus Lingel, Honorarkonsul der Republik Mosambik, und Lucas Massuanganhe, vom Honorargeneralkonsulat der Republik Mosambik, informierte die Esslinger SPD-Politikerin dieser Tage über das südostafrikanische Land und seine Probleme. Nach den Erfahrungen von Roth und Lingel, der das Ehrenamt vor zwei Jahren von seinem Vater Siegfried übernahm, ist den Menschen dort am besten zu helfen, wenn man für umfassende Bildung sorgt. Die sei noch immer der beste Weg aus der Armut. Und die ist in Mosambik extrem hoch.

Nach Angabe von UNICEF gibt es 1,5 Millionen Waisen in Mosambik (davon 470 000 Aidswaisen). Die Kinderarbeit ist aufgrund der Armut ein großes Problem, da viele Familien auf das Geld, das die Kinder verdienen, angewiesen sind. Etwa 32 Prozent der Kinder arbeiten auf Feldern, Märkten, als Schuhputzer oder als Bettler. Die Situation älterer Menschen ist prekär. Die staatliche Rente beträgt umgerechnet nur fünf US-Dollar.

Bildung ist der beste Weg aus der Armut

In der Demokratischen Republik Mosambik, deren Regierung von der Weltbank finanziert wird („Das ist etwas Neues und Gutes“, sagt Karin Roth) kann die Hälfte der Erwachsenen nicht lesen und schreiben. Rund 66 Prozent der Frauen sind Analphabeten. Mittlerweile gehen 80 Prozent der Kinder fünf Jahre lang zur Schule, während 30 Prozent die Schule bis zur sechsten oder siebten Klasse weiterbesuchen. Die Klassen aber sind sehr groß, es fehlt an Räumen, Ausstattung und vor allem an Schulbüchern. Leider, so bedauert Roth, engagiere sich die Bundesrepublik bislang nicht finanziell in dem Land, das unter anderem an Malawi, Tansania und Simbabwe grenzt und als sehr deutschfreundlich bekannt ist.

Marcus Lingel, der der von seinem Vater gegründeten Deutsch-Mosambikanische-Gesellschaft (DMG) vorsteht und in der sich auch Roth engagiert, berichtete, dass mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg ein Berufsbildungsprojekt umgesetzt werde. Die DMG betreibt vor Ort mehrere Berufsbildungszentren, von denen 15 Lehrer demnächst an der Landesakademie für Fortbildung in Esslingen-Zell weitergebildet und mit dem Dualen Ausbildungssystem bekannt gemacht werden sollen. Zwischen 50 000 bis 60 000 Euro kostet allein diese Initiative.

Weil die schulische Versorgung dringender Verbesserung bedarf, baute die DMG mehrere Schulzentren in verschiedenen Städten des Landes auf, denen auch eine Kindertagesstätte angeschlossen ist. „Bildung muss schon im Vorschulalter beginnen“, ist Lingel überzeugt. Und er und Roth glauben auch daran, dass wenn es gelingt, den Menschen eine umfassende Ausbildung anzubieten und ein gut funktionierendes und für alle Menschen zugängliches Gesundheitssystem aufzubauen, Mosambik eines Tages zu einem wirtschaftlich starken Land werden könnte. Die Region gelte nicht nur als Kornkammer Afrikas, Mosambik verfüge auch über bedeutende Rohstoffreserven. Es gibt unter anderem Vorkommen an Steinkohle, Bauxit, Eisenerz, Gold, Titan und Erdgas. Im Nordwesten des Landes werden die möglicherweise größten Steinkohlevorkommen der Welt vermutet. „Das Land könnte wegweisend für ganz Afrika werden“, ist Karin Roth überzeugt, die gemeinsam mit Lingel immer wieder um Spenden und Unterstützer wirbt.

Die Deutsch-Mosambikanische Gesellschaft besteht seit 1994

Die Deutsch-Mosambikanische Gesellschaft wurde im Jahr 1994 als Forum für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen, für Entwicklungspolitik und Kultur gegründet. Sie hat es sich zur vorrangigen Aufgabe gemacht, junge Menschen, vor allem arbeitslose Jugendli- che ohne ausreichende schulische Kenntnisse und Kinder aus ärmsten Verhältnissen, die von ihren Eltern im Stich gelassen wurden, bei der Aus- und Weiterbildung zu unterstützen. Derzeit trägt die Gesellschaft wesentlich dazu bei, dass in Schulen, die die DMG in Eigenregie führt oder unterstützt, jährlich rund 1500 Jugendliche ausgebildet werden. Darüber hinaus fördert die DMG die Verbesserung des Gesundheitssystems in Mosambik und ist Mitgründerin der Medizinischen Fakultät der Katholischen Universität Beira.

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