Leserbriefe

Mit den Bürgern reden

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Leserbrief „Bürgerentscheid – was nun?“ vom 10. September. Die Stadt Metzingen gewährt unter www.metzingen.de Einblick in ihren Haushalt. Die Schulden der Nachbarstadt, Ende 2007: Rund 25 Millionen. Reich ist anders. Trotzdem wird geschrieben, übersättigte Outlet-Metzinger gönnten sich Öko-Fantasien und zeigten ihrem Ernährer Boss die Gelbe Karte. Anders wird ein Schuh draus: Metzingen hat ein monströses Projekt verhindert, obwohl es die verheißene Kohle dringend bräuchte. Tun die das wirklich, weil sie vernagelt sind? Oder nicht eher, weil sie meinen, ein Distributionszentrum dieser Größenordnung gehört neben eine Autobahnauffahrt? Nun aber meldet sich Stadtrat Nauendorf zu Wort: „Über die weitere Entwicklung unserer Stadt Nürtingen ist auf dem Hintergrund des Metzinger Lehrstücks gemeinsam nachzudenken!“ Wow, das hätte man gerne früher gehört!

Ich meine, es wäre angemessen, endlich die Ansichten vieler tausend Nürtinger Bürger nicht als das Meckern streitbarer Geißböcke vom Tisch zu wischen, sondern wenigstens zu diskutieren. Nicht von der Kanzel herab. Nicht König spricht und Bauer kuscht. Sondern gemeinsam, wie Helmut Nauendorf ausruft. Die Gegner der Boss-Ansiedlung waren von Anfang an dazu bereit, haben stürmisch Mitsprache gefordert. Sie ist verweigert worden. Auch der legal begründete Anspruch auf einen Bürgerentscheid. Der sei rechtswidrig, hat man eine Kanzlei aus Stuttgart bemüht, die ihr Geld damit verdient, Bürgerbewegungen kaputt zu gutachten.

Merkwürdigerweise war der Metzinger Entscheid nicht rechtswidrig, obwohl es um dieselbe Sache ging. Obwohl die Metzinger Frage wörtlich formulierte, was man den Nürtingern erst hineininterpretieren musste, um ihnen rechtswidrige Konsequenzen andichten zu können. Noch sind gar nicht alle Gesichtspunkte zu unserer sensiblen Ackerhochfläche genannt worden. Die Schutzgemeinschaft Großer Forst wird sie demnächst vorstellen. Und die Überschrift von Helmut Nauendorfs Leserbrief „Bürgerentscheid – was nun?“ kann sich dann von selbst beantworten: Auch in Nürtingen miteinander reden, gemeinsam entscheiden, nicht ohne die Bürger und damit nicht gegen sie!

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