„Als du mich sahst“ auf Amazon Prime: die seichte Rückkehr der Rom-Coms

Netz G‘schwätz: Die Eigenproduktion des Streaming-Anbieters hat jeden Menge Chancen, sozialkritische Themen anzuschneiden. Keine davon ergreift sie. Übel nimmt man dem Streifen das wegen der sympathischen Hauptdarsteller aber nicht.

Hayes Campbell (Nicholas Galitzine) und Solène (Anne Hathaway) Foto: Amazon/Alisha Wetherill

. Die 90er-Jahre sind nach wie vor angesagt. Neben Plateau-Schuhen und Schlaghosen hat uns das auch eine Wiederauferstehung des Rom-Com-Genres gebracht. Der Mega-Erfolg von „Wo die Lüge hinfällt“ mit Sydney Sweeney und Glen Powell machte es vor. Nun will Amazon mit der Eigenproduktion „Als du mich sahst“ und Anne Hathaway als Leading-Woman nachziehen.

Marketingtechnisch grenzt das an einen Geniestreich. Hathaway ist als ehemalige plötzliche Prinzessin von Genovia und Assistentin in Teufel trägt Prada so etwas wie Traum und First-Lady der Millennials in Personalunion. Gleichzeitig lebt sie in dem Film einen Gen-Z-Traum, womit der Film gleich mehrere Generationen in das Boot holt.

Die knapp über 40-jährige Kunsthändlerin Solène (Anne Hathaway) ist seit einiger Zeit von ihrem Mann geschieden und lebt in Los Angeles. Mit ihrer Tochter im Teenageralter und deren Freunden besucht sie das Coachella-Festival, wo die Boyband August Moon spielt. Durch einen Zufall trifft Solène im Backstagebereich den 24-jährigen Leadsänger Hayes Campbell (Nicholas Galitzine) kennen. Der ist Brite, Tätowiert, hat ein leichtes Babyface und besitzt sicher nur ganz, ganz zufällig überraschend viele Ähnlichkeiten mit Harry Styles.

Seichtes Dahinplätschern als Hauptthema

Nach einigem hin und her entwickelt sich eine Romanze zwischen den beiden. Der Altersunterschied sorgt im Internet selbstverständlich für Aufruhr und Hetze, außerdem belagern Paparazzi das Haus. An ein normales Familienleben ist nicht mehr zu denken und so kommt es bald auch zu Problemen zwischen Solène und ihrer Tochter.

Was sich storytechnisch in den 116 Minuten Laufzeit entspinnt, ist nicht mehr als sehr glatte, seichte Unterhaltung. Unvorhergesehene Wendungen oder Schreckmomente gibt es keine. „Als du mich sahst“ erfindet das Genre mit Sicherheit nicht neu. Die Prämisse und das Setting heben es allerdings wenigstens ansatzweise ins 21. Jahrhundert. Dass der Film keine großen Fragen aufwirft und auch die Themen Altern und Altersunterschied in Beziehungen eher am Rande streift, mag man ihm aber gar nicht übel nehmen.

Hathaway und Galatzine spielen ihre Rollen so sympathisch, dass man sich zwischen dem ganzen Dahingeplätschere dann doch erwischt, wie man den beiden die Daumen für ein Happy-End drückt. Sogar der einzige wirkliche Antagonist wird zwischenzeitlich ganz nett.

Bis auf ein paar grobe Schnitzer im Drehbuch tut der Film damit niemandem weh. Das ist wohl gleichzeitig seine größte Stärke und seine größte Schwäche. Dann dadurch flimmert er zwar kuschelweich vor sich hin. Wirklich im Kopf bleibt einem davon aber nichts.

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