Weihnachtsgrüße

Wenn das Christkind die Geschenke bringt . . .

. . . müssen die Fenster geöffnet bleiben – Nicole Schlotz kennt die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich

Mit ihrem Freund Christian ist sie viel in den Bergen unterwegs.

Ich habe mich vor zwei Jahren dazu entschieden, nach meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement zur Wintersaison nach Österreich zu gehen. Ich habe hier bisher jede Saison in einem anderen Teil des Landes verbracht, um so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln und immer wieder Neues zu sehen.

Ich hatte das Glück, in meinem ersten Saisonbetrieb in Lech am Arlberg meinen heutigen Freund Christian kennenzulernen. Da sich in der Gastronomie hier so gut wie jeder kennt und besonders die Mitarbeiter der renommierten Häuser oftmals in Kontakt stehen, sind wir ohne große Bewerbungsphasen von einer Saison zur nächsten gekommen. Dies führte dazu, dass wir bereits am Wörthersee in Kärnten, in Zürs am Arlberg, am Attersee in Oberösterreich und in Ischgl/Tirol arbeiteten.

An unseren freien Tagen genießen wir regelmäßig die österreichische Landschaft, indem wir wandern, klettern oder Ski fahren oder uns die Hauptstädte der neun Bundesländer ansehen. Am wohlsten fühle ich mich in Christians Heimat, der Steiermark. In der Zwischensaison verbringen wir ein paar Wochen dort, aber auch einige Zeit bei meiner Familie in Frickenhausen, sodass ich jedes halbe Jahr die Chance habe, sie und meine Freunde wiederzusehen.

Dieses Jahr hat uns die Corona-Pandemie im Frühjahr allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unsere Wintersaison wurde um einen Monat verkürzt und wir verbrachten zwei Monate im Lockdown in der Steiermark. Die Woche, in der beschlossen wurde, das Skigebiet unter Quarantäne zu setzen, war unvergesslich. Am Donnerstag hatten wir noch unseren freien Tag, an dem Christian als Küchenchef von seinen Lieferanten schon die Meldung bekam, wir müssten am Montag schließen. Daraufhin wurde vom Staat jedoch beschlossen, alle Gäste müssen schon am Sonntag nach dem Frühstück das Hotel verlassen. Somit starteten wir spontan mit dem Saisonputz und konnten Montagmittag unseren Betrieb verlassen und begaben uns zu Hause in Quarantäne.

Diesen Winter hoffen wir auf eine problemlose Saison. Es geht für uns in dasselbe Fünf-Sterne-Superior-Hotel, in dem wir uns kennengelernt haben: in den Almhof Schneider nach Lech am Arlberg. Natürlich arbeiten wir an den Feiertagen und können daher nicht bei unseren Familien sein. Aber das macht nichts, denn jedes Jahr sind es dieselben Gäste aus aller Welt, die mit uns gemeinsam feiern. So kommt zum Beispiel das Königshaus von Jordanien und erfreut sich an unserem weihnachtlich geschmückten Hotel.

An Heiligabend treffen sich alle Gäste festlich gekleidet an der Hotelbar, um sich von uns mit Cocktails und Häppchen verwöhnen zu lassen. Daraufhin servieren wir ihnen im Speisesaal ein Sechs-Gänge-Menü, das im Stechschritt serviert werden muss. Nachdem unsere Gäste satt und geschafft auf ihre Zimmer gehen, geht für uns das private Weihnachtsvergnügen los. Lech ist wie ein Weihnachtswunderland dekoriert und versprüht eine außergewöhnlich sinnliche Stimmung. Trotzdem ist das nicht zu vergleichen mit dem Weihnachten zu Hause, das für mich immer die schönste Zeit im Jahr war. Dennoch lasse ich mir gerne die traditionell österreichischen Weihnachtsbräuche erklären.

Nicole Schlotz sammelt in jeder ihrer Hotelstationen neue Erfahrungen.

Natürlich ist einiges ähnlich zu Deutschland: So gibt es auch hier einen Christbaum, Adventskalender und -kränze. Jedoch kommt bei ihnen am 6. Dezember nicht nur der heilige Nikolaus (Nikolo), der den braven Kindern Nüsse, Schokolade und Mandarinen bringt, sondern auch sein Gehilfe, der Krampus, der sich mit seiner Rute um die unartigen Kinder kümmert. Am 5. und 6. Dezember zieht der Krampus mit wilden Umzügen durch die Straßen der österreichischen Orte.

An Heiligabend bringt das Christkind den Kindern die Geschenke. Dafür wird vor der Bescherung ein Fenster offen gelassen, damit es hineinfliegen und die Päckchen unter den Christbaum legen kann – sobald es weg ist, ertönt das Klingeln eines Glöckchens und die Kinder dürfen kommen. Österreich hat viele Gemeinsamkeiten mit Deutschland, sodass es mir schnell ein heimatliches Gefühl gab, dennoch herrscht hier eine etwas andere Mentalität, weswegen jeder Tag spannend bleibt.

Meine Familie vermisse in der Weihnachtszeit am schlimmsten, deshalb schicken Chris und ich Grüße an meine Eltern Joachim und Traudel, meine Geschwister Ina mit Alexander, Silke mit Edgar und Lukas, meine Omi und Oma, meine Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins und all meine Freunde! Fühlt euch ganz arg gedrückt und genießt die Weihnachtszeit!

Fröhliche Weihnachten an alle!

Eure Nicole Schlotz

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