Nürtingen

Licht der Hoffnung: Mahlzeiten für Schüler in Mamfe

Licht der Hoffnung: In einer Videokonferenz haben Diözese-Mitarbeiter live aus Kamerun über die aktuelle Situation berichtet. Der Arbeitskreis Afrika der katholischen Gemeinde Nürtingen möchte den dortigen Kindern helfen.

Die Diözese motiviert die Kinder in Mamfe wieder zum Besuch der Schulen. Fotos: pm
Auch die Essensverteilung muss im englischsprachigen Teil Kameruns gut organisiert werden.

Seit fünf Jahren tobt in West-Kamerun ein Bürgerkrieg, der von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Schon viel länger – nämlich seit dem Jahr 2004 – setzt sich der Arbeitskreis Afrika, eine Gruppierung innerhalb der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes in Nürtingen, um Anne O’Callaghan, Michaela Haupt und Erhard Baier, für die Diözese Mamfe im englischsprachigen Teil Kameruns ein, wo die Menschen nun ganz besonders leiden. Ihnen – und dabei besonders den Schulkindern in der Region Mamfe – soll mit Spenden durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung geholfen werden. Anne O’Callaghan war bereits selbst fünfmal vor Ort in Mamfe, 60 Kilometer von der nigerianischen Grenze entfernt – das bisher letzte Mal vor zehn Jahren. „Das ist wichtig, um die Bedürfnisse und die Menschen vor Ort zu verstehen“, erklärt sie. Wenn es wieder möglich ist, möchte sie gerne auch noch ein weiteres Mal nach Mamfe reisen. Aktuell ist das allerdings zu gefährlich.

In Westkamerun werden derzeit Dörfer niedergebrannt, Menschen ermordet oder entführt. Laut Vereinten Nationen sollen 700 000 Menschen inzwischen auf der Flucht sein. Schul-Schließungen werden erzwungen, aber die Diözese Mamfe kämpft dafür, dass die Schulen in Betrieb bleiben. Die grassierende Armut führt derzeit zu Kinderarbeit. In den Schulen soll jetzt ein Ernährungsprogramm anlaufen. Neben der Linderung von Hunger und Unterernährung soll es den Wert der Bildung steigern und Eltern ermutigen, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken, wo sie ein nahrhaftes Essen bekommen. Zum Programm zählt auch, dass die Bauern in den Gemeinden Grundnahrungsmittel für die Schule produzieren und die Diözese ihnen diese abkauft. Der Arbeitskreis Afrika der katholischen Kirchengemeinde in Nürtingen steht dafür, dass die über „Licht der Hoffnung“ eingehenden Spendengelder für dieses Projekt eingesetzt werden.

Über die aktuelle Situation in der Region Mamfe haben vor wenigen Tagen Vertreter der Diözese in einer von dieser Zeitung organisierten Zoom-Videokonferenz informiert. In Kamerun standen Pater Tiberius Vuni, Direktor der Caritas in Mamfe, Pater Christopher Eboka, Kommunikationsdirektor der Diözese Mamfe, sowie die bei der Diözese für den Bereich Bildung zuständige Anne Zekeyo, Gesundheitsdezernentin Marceline Sangle und die für die Bereiche Recht und Frieden eingeteilte Susan Dede Rede und Antwort.

Susan Dede berichtete, dass unter der Krise vor allem die Familien zu leiden hätten. Diese seien von den Städten in den Busch und den Urwald geflüchtet, um sich zu verstecken. Nachdem einige Kinder jahrelang nicht mehr die Schule besuchen konnten, hätten mehrere Eltern sie wieder in die Stadt Mamfe gebracht, wo die Kinder nun zum Teil zu sechst in Wohngemeinschaften leben – beaufsichtigt mitunter von Zwölfjährigen. „Die Eltern kommen nur ab und zu vorbei, um Essen zu bringen“, erzählte Susan Dede. Ansonsten seien die Kinder auf sich allein gestellt. Die Situation sei bezüglich Gewalt, Gesundheit, Ernährung und Bildung „schrecklich“.

Der Großteil der Lebensmittel wird von lokalen Farmern angebaut

Aufgrund der Rebellenkämpfe seien die Familien getrennt, ergänzte Pater Christopher Eboka. Die Erwachsenen seien nur in abgelegenen Urwald-Dörfern sicher, wo sie mit dem Anbau von Lebensmitteln begonnen haben. In den Dörfern gebe es jedoch keine geöffneten Schulen mehr, sondern nur in der Stadt Mamfe.

Diözese und Caritas hätten das Projekt gestartet, so Pater Tiberius Vuni, um den Kindern in den Schulen Essen zu geben und sie damit zugleich zum Schulbesuch zu animieren. Somit würden die Kinder nicht auf der Straße herumlungern, seien nicht Drogen und Gewalt ausgesetzt, „machen keine Jobs und haben durch das Lernen eine bessere Zukunft vor sich“. Der Großteil der Lebensmittel werde lokal angebaut, womit die Farmer auch ein Einkommen hätten. „Das verbessert das Leben der Familien.“ Die Dorfgemeinschaften, die sich im Busch neu gefunden haben, seien für das Projekt dankbar. In den Busch kommuniziert werde mittels eines Radiosenders der Diözese.

Aktuell sei leider kein Ende des Konfliktes in Sicht, teilte Pater Christopher Eboka mit, auch wenn die meisten der Kampfhandlungen längst überdrüssig seien.

Anne O’Callaghan ist sich nach ihren Erfahrungen mit Mamfe vollkommen sicher, dass die Caritas und die Diözese um Pater Tiberius Vuni absolut zuverlässig sind und das Projekt etwas Gutes bewirken wird.

Mehr zum Projekt in Mamfe auf der Homepage des Nürtinger Arbeitskreises Afrika www.aka-nt.de.

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