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Das Internet ist in Aufruhr

Was steckt hinter Artikel 13 der neuen Urheberrechts-Richtlinie?

Die EU will das Urheberrecht im Internet stärker schützen und bringt damit die Internet-Community in Aufruhr. Hanna, Mia, Salome und Lea aus der Klasse 8a der Neckartenzlinger Realschule erklären das Problem:

Das EU-Parlament stimmte im September einem Richtlinien-Vorschlag zu, wonach Internetplattformen, wie YouTube, verpflichtet werden, Urheberrechte in hochgeladenen Beitragen einzuhalten. Noch ist das Gesetz nicht in Kraft, aber Blogger in Deutschland sind alarmiert. Sie sehen durch diese Regelung ihre Arbeit gefährdet. YouTube-Chefin Susan Wojcicki drohte bereits, alle privaten Kanäle könnten künftig gelöscht werden.

Stein des Anstoßes ist Artikel 13 der Richtlinie, der de facto Internet-Plattformen zwingen wird, ihre Seiten massiv zu filtern. Plattformen, die von Nutzern hochgeladene Werke veröffentlichen und speichern, müssten Maßnahmen ergreifen, dass die Werke nicht widerrechtlich produziert wurden. Denn die Dienstanbieter sollen künftig selbst für die Inhalte haften und nicht, wie bisher, die Nutzer. YouTube, Instagram oder Facebook müssten also Filterprogramme einsetzen, die solche Inhalte erkennen und dann sperren können.

Diese Vorgabe, so lassen es viele Blogger verlauten, mache das ganze Internet regelrecht kaputt. Die YouTube-Chefin Susan Wojcicki formuliert es ebenso drastisch in einem Bericht, der an alle YouTuber geschickt wurde. Zudem hat Wojcicki ein YouTube-Video veröffentlicht. Sie ruft zum Handeln auf und erklärt, dass YouTube gezwungen sei, alle privaten Kanäle zu löschen, sollte das Gesetz so in Kraft treten. Die Plattform würde dann lediglich aus Beiträgen weniger großer Unternehmen bestehen, warnt sie.

Auch viele YouTuber haben bereits reagiert und eigene Videos dazu auf ihren privaten Kanälen gepostet mit Titeln wie „mein Kanal wird gelöscht!!!“ oder „YouTube wird gelöscht“.

Die Sorge, die viele Blogger umtreibt: Millionen kleiner Kanäle könnten in Europa geblockt und Inhalte nur noch unter massiven Einschränkungen hochgeladen werden. Das gefährde hunderttausende Jobs. Zuschauer würden den Zugang zu Milliarden Videos verlieren, befürchten zum Beispiel Blogger, wie Rayfox, Sara Desideria, ConCrafter, Rebekah Wing. Kritiker sagen auch, das Filtern gleiche einer Zensur, die übertrieben sei, da technische Programme nicht immer alles richtig deuten könnten. So könnte ein Karnevalsbild etwa herausgefiltert werden, weil der Schnabel darauf einer berühmten Disneyfigur ähnele.

Im Internet hat sich eine Gruppe gefunden, die eine Petition gegen Artikel 13 ins Leben gerufen hat. Sie fordern: „Stoppt die Zensurmaschine – Rettet das Internet! Das Internet ist durch Artikel 13 in Gefahr, hilf es zu retten.“ Ende November, hatten schon 3,6 Millionen Menschen die Petition unterschrieben. Als Ziel haben die Initiatoren nun 4,5 Millionen Unterstützer ins Auge gefasst.

Es gibt aber auch Stimmen für Artikel 13, weil die neue Urheberrechtsrichtlinie Werke von Journalisten besser schütze und sie künftig nicht einfach von Plattformen benutzt werden könnten. Für die Nutzung von Texten, Filmen und Musiktiteln müssten Lizenzverträge vereinbart werden. Für diejenigen, die im Pressewesen arbeiten, wäre es etwas Gutes, da sie für die Nutzung ihrer Werke auch eine Gegenleistung erhalten würden.

Inzwischen hat das Europaparlament im September 2018 für Artikel 13 gestimmt. Bevor die Richtlinie aber in Kraft treten kann, muss noch der EU-Ministerrat der Gesetzesänderung zustimmen. Diese Entscheidung steht noch aus. Die Internet-Community hofft, dass ihre Bedenken bei den Regierungen der Mitgliedsstaaten Gehör finden.

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