Leserbriefe

Skandalöses Vorgehen beim Wörth-Areal

Jens-Heiko Adolph, Nürtingen. Nach eineinhalb Jahren Bürgerengagement möchte ich eine blitzlichtartige Zusammenfassung meiner Erlebnisse geben. Runder Tisch 2011: Nach Protest der Bürgerschaft wurde in drei Diskussionsrunden ein Kompromiss erarbeitet. Die Ergebnisse wurden praktisch ignoriert, die Anregungen wurden nie in Entscheidungsvorlagen des Gemeinderates (GR) eingearbeitet, die Bebauung nur marginal reduziert. Bis heute keine Transparenz wie zum Beispiel bei Kosten und Hochwasserthematik. Diese sind elementar für die Konzeption der Bebauung und deren Bewertung. Die Stadt hält die für die Planung wichtige Hochwassergefahrenkarte seit 2010 unter Verschluss mit dem Vorwand der fehlenden Genehmigung des Regierungspräsidiums (RP).

Dem Forum Wörth liegt in einem Schreiben des RP die Bestätigung vor, dass es zu keinem Zeitpunkt Einwände dagegen gab! Bei Betrachtung aller Bauvorhaben in Nürtingen (Psychiatrie, Greiner, Säer et cetera) kann die Bebauung des Wörth-Areals bis heute nicht begründet werden. Auch soll dieses isoliert ohne Einbindung in ein Gesamtkonzept nun doch schnell entschieden werden. In der ins Leben gerufenen Bürgerbeteiligung (die zu circa 70 Prozent aus Gemeinderäten besteht) wird der Runde Tisch von einem GR-Mitglied öffentlich als „Verarsche“ bezeichnet. Zeigt dies nicht die Einstellung von Stadt und GR zur Einbindung Nürtinger Bürger?

Am 18. September wurden die rund 900 Einwendungen der Nürtinger hinter verschlossenen Türen beraten. Nun wird am 2. Oktober abgestimmt, ob das Wörth in einer zweireihigen bis an das Ufer reichenden Bebauung förmlich zubetoniert wird. Der Investor darf das Grundstück für 290 Euro pro Quadratmeter oder weniger kaufen (Stand 7/11). Außer den rund 100 künftigen Wohnungseigentümern wird dem Rest der Nürtinger die Chance auf eine attraktivere, erlebbare Stadt am Fluss verwehrt.

Ich fordere jeden Bürger Nürtingens auf, sich zu dem skandalösen Vorgehen sowie zu der geplanten Bebauung zu äußern und an der GR-Sitzung am 2. Oktober teilzunehmen. Das unparteiische Forum Wörth bietet eine Plattform freitagabends 20 Uhr in der Seegrasspinnerei und an den nächsten Samstagen in der Fußgängerzone.

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