Leserbriefe

Hölderlin heult beim Blick aufs Wörth-Areal

Bettina Wimmer, Nürtingen. Zum Artikel „Zufriedene Gesichter bei Besuchern und Vereinen“ vom 15. Juli. Ja, das Neckarfest ist durchaus eine Bereicherung für die gesamte Stadt und man kann als Nürtinger nur auf eine Neuauflage 2014 hoffen. So weit kann man Frau Liebs Artikel unwidersprochen stehen lassen. Was inhaltlich allerdings zu Missverständnissen führt, ist die Äußerung, dass selbst „Hölderlin“ aufgrund der guten Atmosphäre und des Besucherechos das Heulen eingestellt hätte. Diese Formulierung geht, ganz sicher ungewollt, am Sinn der Installation meilenweit vorbei! „Hölderlin“ heult sicher nicht, wenn sich die Bewohner seiner Heimatstadt zu Tausenden am, von ihm doch so geliebten, Neckarufer amüsieren. Nicht umsonst zeigte die Installation direkt auf das Wörth-Areal!

„Hölderlin“ heult, weil er weiß, dass dieses Neckarufer – und damit das Gesicht der Stadt – kurz davor steht, für immer verschandelt zu werden. „Hölderlin“ heult, weil er sieht, wie sich die Menschen am Neckarufer vergnügen, aber die Verantwortlichen in Nürtingen damit nichts Besseres anzufangen wissen, als es zu verbauen. „Hölderlin“ heult, weil er weiß, dass die Atmosphäre dieses Neckarfests mit einer Bebauung des Wörth-Areals nie mehr erreicht werden kann und weil er sieht, dass dem größten Teil der Stadtverwaltung und des Gemeinderats anscheinend die Gewinnmaximierung über die Bedürfnisse und auch die Sicherheit der Einwohner gehen.

Möglicherweise heult er auch, weil man kein Experte sein muss, um zu erkennen, dass bei einer Bebauung des Großen Forsts und des Wörth-Areals bei einer gleichzeitigen Neugestaltung der Steinachmündung und einem Hochwasser, ähnlich dem letzten Monats, Nürtingen nicht mehr so glimpflich davonkommt. Dann allerdings darf man gespannt sein, wer die Verantwortung für die Schäden übernimmt. Vielleicht diejenigen, die den Retentionsnutzen des Wörth-Areals als „lächerlich gering“ einschätzen oder diejenigen, die entgegen dargelegter Fakten und massiver Proteste aus der Bevölkerung, als deren Vertreter sie eigentlich gewählt wurden, vehement für eine Maximalbebauung gestimmt haben? Eines ist jedenfalls klar: Keiner wird sich dann damit rausreden können, man hätte von nichts gewusst und dies nicht vorhersehen können!

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