Leserbriefe

Forum Wörth sammelt Unterschriften

Julia Rieger, Nürtingen. „Wir müssen leider draußen bleiben“ bei der Vorberatung zu dem sehr brisanten Thema „Wörth“. Der am runden Tisch erarbeitete Kompromiss fand im Herbst 2011 keine Mehrheit im Gemeinderat. Anregungen und Bedenken der 900 Bürger werden von dem Planungsbüro, welches bauen will, beurteilt. („Das ist so üblich.“) Sachliche und fachliche Informationen, die eine „Weniger-Bebauung“ günstiger und vernünftiger erscheinen lassen, verhallen in einer „Basta, das haben wir beschlossen“-Mentalität. Nach Äußerungen einiger Gemeinderäte zu schließen wird das Dossier von 650 Seiten mit Bürgermeinungen und -befürchtungen kaum gelesen. Man schließt sich der vorgekauten Schlussfolgerung der Verwaltung an. Armes Nürtingen.

Wo bleibt die Bürgerorientierung? Nur hohle Worte. Darum hat das Forum Wörth eine Unterschriftenliste in Umlauf gebracht (http://www.forum-woerth.de). Die Leute sind wütend, fühlen sich veräppelt und unterschreiben mit der Hoffnung, den Gemeinderat mit Bürgerwillen zu überzeugen. Der Neckar gehört nicht nur den Nürtingern. Auch Leute aus dem Umland fragen, ob sie unterschreiben können, weil sie darin ein Stück Heimat sehen und oft nach Nürtingen kommen.

In anderen überregional relevanten Fragen hat Nürtingen es doch schon vorgemacht. Die Region hat erkannt, es gibt zu wenig Industrieflächen: schließen wir uns zusammen. Es gibt ein demografisch bedingtes Wohnproblem: der Regionalrat Bachofer hat auch hier ein „regionales“ Denken angemahnt – um zu verhindern, dass jede Stadt und jedes Dörfchen sich erweitert. Warum nicht auch im Freizeitgeschehen? Von einem attraktiven Uferpark à la Nagold, Horb, Heidelberg profitieren doch auch die Umlandgemeinden zwischen Alb und Neckar.

Damit Leute nach Nürtingen ziehen, ist nicht nur das Vorhandensein von Wohnungen von Belang, sondern vielmehr eine attraktive Stadt. Nürtingen verlöre circa 30 Wohnungen, wenn sie zugunsten eines weitläufigen Uferstreifens auf die fünf Punkthäuser am Neckar verzichtete. Von den Einschätzungen zum Wohnbedarf bis zum Jahr 2020 ausgerechnet sind das gerade mal zwei Prozent. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?

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