Leserbriefe

Die Wörth-Bebauung ist ein Kompromiss

Arnulf Dümmel, NT-Zizishausen. Zum Leserbrief „19 Stadträte haben es den Bürgern gezeigt“ vom 10. Oktober. Ich bin einer der 19 Gemeinderäte, die für die zweireihige Wörth-Bebauung gestimmt haben. Diese Entscheidung traf ich nach gründlicher Überlegung. Gespräche mit Bürgern ergaben, dass durchaus der Wunsch nach einem Erholungsbereich am Neckar vorhanden ist. Den Argumenten der Befürworter konnte sich jedoch kaum jemand verschließen. „Wer jahrzehntelang mit einer Industriebrache leben musste, der kann sich einer ansprechenden Wohnbebauung in diesem Areal nicht entgegensetzen.“ So der überwiegende Tenor. Außerdem lässt die Finanzlage der Stadt derzeit keine großen kostenverursachenden Maßnahmen zu, zumal die bereits vom Land erstatteten Fördermittel zurückbezahlt werden müssten.

Eine Bebauung, wie ursprünglich geplant, hätte auch meine Zustimmung nicht gefunden. Der Kompromiss (Wegfall des sechsstöckigen Punktgebäudes, Reduzierung aller Gebäude um ein Stockwerk, Verkleinerung eines weiteren Gebäudes am Museum), welcher aus den „Runden Tischen“ resultierte, ist eine vernünftige Lösung. Dafür bin ich allen dankbar (auch dem Forum Wörth), die sich dagegen verwehrt haben, das Neckarufer komplett zu verbauen, wodurch auch das schöne Stadtbild gelitten hätte. Der Bereich an der Steinachmündung mit fast der Größe eines Sportplatzes kann nun so angelegt werden, dass ein Aufenthalt am Neckarufer für alle lohnenswert und erholsam sein kann. Das Votum im Gemeinderat zeigt, dass es sich die Räte nicht leicht gemacht haben. Nach Abwägung aller Argumente musste eine demokratische Entscheidung fallen.

Ein Kompromiss, mit der beide Parteien leben können – können sollten. Bis zuletzt bekam ich Briefe oder E-Mails von Personen, die mich überzeugen wollten, dass ihre Meinung die einzig richtige sei. Eine Fülle von Leserbriefen, teils mit Vorwürfen, Drohungen und Beschimpfungen, sollte die Bürger gegen Gemeinderat und Verwaltung aufwiegeln und alle einschüchtern, die anderer Meinung sind. Übrigens werden Argumente, die von derselben Person mehrfach per Leserbrief geäußert werden, deshalb nicht überzeugender. Besonders unsinnig sind Drohungen und Aufrufe, die Gemeinderäte nicht mehr zu wählen, wenn sie dafür stimmen sollten. Diese Menschen haben überhaupt nichts verstanden. Gemeinderat ist ein Ehrenamt, damit verdient man kein Geld. Er hat keine Macht, sondern Verantwortung. Ich ließ mich aufstellen, weil ich glaubte, bei der Entwicklung der Stadt Nürtingen und der Ortsteile aktiv und konstruktiv zum Wohle der Bürger mitwirken zu können. Dazu habe ich einen Amtseid geleistet. Ich traf meine Entscheidung nach gründlicher Abwägung und nach bestem Wissen und Gewissen – und ich stehe dazu. Offensichtlich gibt es aber Leute, die das viel besser können. Denjenigen lege ich nahe, sich bei der nächsten Wahl aufstellen zu lassen, um selbst Verantwortung zu übernehmen. Bis dahin versuche ich mein Bestes für die Kommune zu geben.

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