Leserbriefe

Das Familienbad am Wörth

Pit Lohse, Nürtingen. Schaut man in das Nürtinger Tagblatt von 1932, findet man dort einen interessanten Leserbrief. Darin heißt es: „Lob auf das neue Familienbad am Wörth. Da war es neben den seitherigen Badeplätzen der Männer, der Frauen und des Kinderbadeplatzes vor allem die neugeschaffene Einrichtung des Familienbades, die überaus starken Zuspruch fand. Und hierfür stand der prächtige Ufersaum des Neckars bis hinauf zum Neckarhäuser Wehr zur Verfügung. Da konnte sich jeder Badegast seine körperliche und geistige Erholung suchen, wie er wollte. Man sah solche, die in heiterem Spiel mit ihren Gefährten sich vergnügten, in kleinerer oder größerer Gesellschaft. Andere, die abseits von allem Treiben im Schatten eines Weidenbaumes stillem Nachdenken oder ungestörter Lektüre sich hingaben, wieder andere, die Nachbarschaft und Freizügigkeit zwischen Sport und Badeplätzen benützend . . .“ Dieser Text wurde nicht verfasst zu Hölderlins Zeiten, sondern stand als Leserbrief im Jahre 1932 im Nürtinger Tagblatt (nachzulesen in der Ausgabe des Heimatbuches „Nürtinger Zeiten 1918–1950“, das im Verlag Sindlinger-Burchartz herausgegeben wurde).

Das, was wohl den Menschen damals am Neckarpark Wörth guttat, will man uns heute vorenthalten. Denn keine 80 Jahre später heißt die Nürtinger Devise: Lasst uns die Stadt zu- und einbetonieren. Sollten wir Natur und insbesondere den Fluss genießen und erleben wollen, dann bitte in anderen Städten oder in anderen Ländern. Das sollte doch für die Bewohner von Nürtingen ausreichen. Wer nicht in der glücklichen Lage ist, nach auswärts zu gehen, kann sich doch zumindest einen Naturfilm mit Fluss anschauen. Ob dies die Nähe zur Natur, die Verantwortlichkeit im Umgang mit unseren Ressourcen wie aber auch die Heimatverbundenheit stärkt, überlasse ich dem Leser.

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