Leserbriefe

Bahnstadt-Entwürfe noch überarbeiten

Tobias Metzger, Nürtingen. Zum Artikel „Der Sieger kommt aus der Schweiz“ vom 20. September. Die Entwürfe für die Bahnstadt in der Kreuzkirche konnte ich nicht persönlich besichtigen. Deshalb kenn ich nur den Siegerentwurf, wie er auf der Webseite der Stadt Nürtingen einsehbar ist. Sehr gut gelungen ist meines Erachtens dabei das Stadtquartier Ost, mit den unterschiedlichen Gebäude- und Wohntypologien, von Einzel- und Doppelstadthäusern bis zu Appartmenthäusern unterschiedlicher Größe und den vorgesehenen Plätzen. Auch der Neubau des Zentrale Omnisbusbahnhofs (ZOB) scheint ebenso passend wie die Offenlegung des Saubachs im Bereich des heutigen ZOB.

Nichtsdestotrotz birgt das Konzept auch eklatante Mängel und Fehleinschätzungen: die auf dem heutigen ZOB vorgesehene Einkaufspassage ist als einteiliges Gebäude vorgesehen und wird daher zusammen mit dem bestehenden gegenüberliegenden Kauflandbau den Eindruck einer Straßenschlucht der Europastraße weiter verstärken. Schlimmer ist allerdings, dass – anders als in der Erläuterung dargestellt – die vorgesehenen Einkaufsmöglichkeiten noch mehr dazu beitragen werden, dass die eigentliche Kernstadt ausstirbt. Denn wenn ich dort sehr bequem alles bekomme: wieso sollte ich dann noch in die Kernstadt laufen?

Stattdessen sollte hier eine aufgelockertere (Wohn-)Bebauung vorgesehen werden, die auch das bestehenden Gebäude Europastraße 12 (ohne die Anbauten) erhält und passend miteinbezieht. Letzteres gilt insbesondere, da sich die Bewohner einer Stadt bewusst und unbewusst mit schönen Bestandsgebäuden identifizieren. Warum sonst sind in den Ballungszentren die teuersten Immobilien oft renovierte und modernisierte Altbauten? Dieser „Erhaltungssatz“ gilt auch für die in den Erläuterungen zum Entwurf als Bahnstadt Nordost und Quartier Bahnstadt Südost bezeichneten Bereiche. Hier sollten die recht stadtbildprägenden Gebäude Plochinger Straße 5, 5/1, 9 und 31 erhalten und auf intelligente Weise in das neue Konzept integriert werden. Werden diese Gebäude abgerissen und durch gesichtslose Quadratbauten ersetzt, bilden diese eine zusätzliche Barriere zwischen dem Stadtzentrum und der Kirchheimer Vorstadt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies ein verändertes Verkehrsführungskonzept, das zum Beispiel eine Einbahnstraßenregelung unter Einbezug der durchaus an die Gleise verlegten Plochinger und der Rümelinstraße vorsehen. Dies würde den Verkehr auf beiden Straßen reduzieren wodurch einspurige, das heißt schmalere Straßen ausreichen. Von studierten und renommierten Architekten hätte ich solche Vorschläge erwartet. Ein Konzept, das alles platt macht und auf der „grünen Wiese“ rechteckige Blöcke hinstellt, kann jeder mit ein paar Bauklötzchen selbst erstellen. Es ist zu wünschen, dass das Siegerkonzept ein noch stark zu überarbeitender Entwurf bleibt.

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