Beuren

Licht der Hoffnung: Stefan Waghubinger bringt in Beuren knapp 200 Zuhörer zum Lachen

Licht der Hoffnung: Der Kabarettist Stefan Waghubinger bringt mit seinem Programm „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“ knapp 200 Besucher trotz trauriger Handlung über weite Strecken der 90 Minuten zum Lachen.

Auf dem Dachboden seiner Eltern macht sich Stefan Waghubinger viele Gedanken über das Leben und die Welt. Foto: Lau

BEUREN. Im Halbdunkel besteigt Stefan Waghubinger die Bühne in der Kelter. Dort steht einiges an Gerümpel, das unter anderem die Verantwortlichen des „Licht der Hoffnung“-Projekts der Nürtinger Jugendwerkstatt als Dekoration mitgebracht haben. Denn Waghubingers 90-minütiges Soloprogramm spielt auf dem Dachboden des Hauses seiner Eltern. Dort kommt der Hauptdarsteller des Programms nach 40 Jahren Abwesenheit hin, um nach der Trennung von seiner Frau vorerst seine Sachen unterzubringen. Bei dieser Gelegenheit kommen bei ihm Erinnerungen an die Kindheit und auch die jüngere Vergangenheit hoch, an denen er das Publikum mit viel Wortwitz teilhaben lässt. Dabei stellt er immer wieder vielsinnige Bezüge auf das Hier und Jetzt, die Gesellschaft und das Zusammenleben der Menschen her.

Viele der knapp 200 Besucher stimmen beim Zuhören nickend zu oder erkennen sich sogar mitunter selbst wieder. Als Kind habe er immer viel Angst vor Geistern gehabt, erzählt Waghubinger. Seine Eltern hätten ihm dann den Rat gegeben, dass es keinen Sinn mache, unter dem Bett nach den Geistern zu suchen, da diese sowieso unsichtbar sind. „Jetzt habe ich erwachsene Albträume: Ich träume immer, ich würde aufwachen und alles ist wie immer.“

Nach der Trennung von seiner Frau bleibe diese in der alten Wohnung „und ich muss in verschiedene“. Seine Frau habe einen Kunstmaler kennengelernt. Sie sei nun dessen Muse. „Geküsst hat sie ihn, aber gemerkt hat man’s nicht.“

Er wisse immer schon vorher, was passiert. „Und dann kommt’s doch anders“, stellt der Protagonist fest. So habe er früher schon auf dem Schulweg gewusst, dass es zu Hause wieder Pilzsuppe zum Mittagessen gibt. „Dann gab’s doch was anderes. Aber es war zu spät. Mir war schon schlecht.“

Der österreichische Kabarettist breitet die Themen eines ganzen Lebens aus und stellt aus Sicht des verlassenen Mannes fest: „Da hat man jetzt einen Grund, traurig zu sein und dann ist man’s gar nicht.“ Auch die Zuhörer können durch die Art der Erzählungen von Waghubinger gar nicht anders als sich köstlich zu amüsieren. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Passend dazu sagt er: „Wenn man sich an schöne Dinge erinnert, die vorbei sind, wird man traurig. Zum Glück habe ich mit meiner Frau nicht so viele schöne Sachen erlebt.“

Dann erzählt er von einem befreundeten Ehepaar, das öfter gemeinsam in den Swinger Club geht. „Wenn du Pech hast, erwischt du da im Dark Room den eigenen Partner. Dann war das Geld umsonst.“

Er treffe nicht gerne Entscheidungen, räumt der Darsteller offen ein. „Im Restaurant warte ich, wie sich ein anderer entscheidet und dann nehme ich dasselbe.“ Auch bei politischen Wahlen richte er sich gerne nach der Mehrheit. Wohl wissend, dass es bei der Politik wie im Sushi-Restaurant ist: „Man hat so viel Auswahl, was man aber alles nicht mag.“

Der Rudi vom Imbissstand sei dagegen ein Philosoph. Die Beschwerde, dass ein Haar in der Suppe ist, habe dieser beantwortet mit der Aussage: „Du wirst immer ein Haar in der Suppe finden, wenn du danach suchst.“

Als Kind habe er sich die Jacke von Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise zu Weihnachten gewünscht, erzählt der Kabarettist. Seine Mutter habe gesagt: „Wenn du brav bist, strickt dir das Christkind eine.“ Am Heiligen Abend hätte sie ihm ein Kleidungsstück angezogen und dann gesagt: „Wo ist denn der Stefan? Da ist ja auf einmal Captain Kirk im Raum.“ Waghubinger blickt staunend zurück: „Was das mit einem macht, wie einen andere sehen.“ Als Captain Kirk sei er zum Badezimmerspiegel gegangen und habe dann darin Biene Maja gesehen. „Da träumst du von unendlichen Weiten und bist eingezwängt in einer Strickjacke.“

Der Kabarettist kritisiert, dass bei Dingen, deren Sinn nicht ersichtlich ist, häufig behauptet werde: „Das hatte bestimmt religiöse Gründe.“ Das sei so bei den Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen. „Zum Plastikmüll in den Meeren werden unsere Nachkommen auch sagen, das hatte sicher religiöse Gründe. Und wenn sie ein Verteilzentrum von Amazon ausgraben, werden sie uns auch für sehr religiös halten.“

Seine Eltern wüssten noch gar nicht, dass er länger bleibt, räumt er ein. „Ich mache es einfach wie die Probleme: Ich tue so, als ob ich nur kurz vorbeischaue und dann bleibe ich.“ Wird wieder alles gut? Er habe an seine Frau einen langen Entschuldigungsbrief geschrieben. Die Vorlage habe er aus dem Internet und dabei nur zwei Worte falsch gemacht. Er habe versehentlich mit Max Mustermann unterschrieben.

Die Vielzahl an Ideen und Geschichten, die Waghubinger in seinem selbst geschriebenen Programm aneinander reiht, ist bewundernswert. Es gab am Samstagabend viel zu lachen, aber über die Hintergründe auch einiges zum Nachdenken.

Im kurzen Gespräch nach dem Auftritt verrät Stefan Waghubinger, dass er sich einzelne Sequenzen des Programms mit Räumen in einem Haus einprägt, die er im Gedanken durchgeht. Rund 360 Teile umfasse das Programm. Dann muss er schon wieder schnell zur Bühne und aufpassen, dass die Jugendwerkstatt-Mitarbeiter seine eigenen Sachen beim Abbauen nicht gleich auch noch mitnehmen.

Zur Startseite