Landkreis Esslingen

Wilhelma Stuttgart hilft weltweit beim Artenschutz

In Brasilien werden Ameisenbären-Tunnel unter der Straße gebaut, in Indonesien werden Nashörner gezüchtet und in Ecuador werden Harlekinfrösche ausgewildert.

In Brasilien wurde erstmals ein Tunnel installiert, mit dessen Hilfe Große Ameisenbären und andere Arten gefährliche Schnellstraßen unterqueren können. Foto: ICAS
Im Sumatran Rhino Sanctuary gelang mit der Unterstützung der Wilhelma schon mehrfach die Nachzucht des vom Aussterben bedrohten Sumatranashorns. Foto: Wilhelma Stuttgart/Stefanie Reska
Die Organisation Jambatu wurde bei der Auswilderung einer seltenen Art von Harlekinfröschen unterstützt. Foto: Jambatu
Die brasilianische Artenschützerin Vanessa Kanaan vom Instituto Fauna Brasil setzt sich unter anderem für den Schutz von Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen ein. Im Juni 2025 war sie zu Gast in der Wilhelma. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

STUTTGART. Die Wilhelma hat 2025 im dritten Jahr in Folge über eine Million Euro in den Artenschutz in aller Welt investiert. Dabei wurden mehr als 40 Projekte unterstützt, die den Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume vorantreiben.

In Ecuador arbeitet die Wilhelma mit der Jambatu Foundation zusammen, indem sie finanzielle Hilfe für die Wiederansiedlung einer vor Ort als „Wampukrum“ bekannten Art aus der Gattung der Harlekinfrösche (Atelopus) leistet. Die Zerstörung ihres Lebensraums und die Ausbreitung eines für die Tiere tödlichen Pilzes hatten in der Provinz Morona Santiago zur lokalen Ausrottung der Art geführt. Die Jambatu Foundation hat darum schon vor Jahren begonnen, eine eigene Zuchtpopulation aufzubauen. Auf dieser Basis konnten seit August 2025 insgesamt 15 adulte Exemplare, 800 Jungtiere und 500 Kaulquappen in geeigneten Habitaten freigelassen werden.

Eine Unterführung für Capybaras

Eine weitere Erfolgsgeschichte aus Südamerika konnte der brasilianische Kooperationspartner ICAS („Instituto de Conservação de Animais Silvestres“) vermelden: Ende Oktober 2025 wurde im Gebiet des Pantanals, dem größten Binnenlandfeuchtgebiet der Welt, erstmals ein Tunnel eröffnet, welcher vor allem Großen Ameisenbären, aber auch Tapiren und Capybaras dabei hilft, eine gefährliche Autobahn sicher zu unterqueren. Dieser Schritt zu mehr Verkehrssicherheit für Mensch und Tier erfolgte im Rahmen des Projekts „Anteaters and Highways“, für das sich die Wilhelma und ihr Förderverein bereits seit mehreren Jahren einsetzen.

Für den Zoologisch-Botanischen Garten bedeutet Artenschutz eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Stefanie Reska, Leiterin der Stabsstelle für Artenschutz in der Wilhelma, betont: „Im internationalen Artenschutz können wir alle voneinander lernen. Darum ist Vernetzung so wichtig. Umso größer war bei uns die Freude, dass wir dieses Jahr gleich vier Vertreterinnen und Vertreter einiger der von uns unterstützten Projekte hier in Stuttgart begrüßen durften.“ 2025 gab es zweimal Besuch aus Brasilien: Vanessa Kanaan vom Instituto Fauna Brasil teilte im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter der Wilhelma ihre Erfahrungen bei der Auswilderung von Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen. Arnaud Desbiez von ICAS stellte die von ihm initiierten Schutzprojekte für Große Ameisenbären und Riesengürteltiere vor. Außerdem berichtete die für die Charles Darwin Foundation tätige Botanikerin Heinke Jäger über den Kampf gegen invasive Pflanzenarten auf den Galapagos-Inseln. Michael Köck vom Plan G präsentierte zudem den Besuchern der Wilhelma am alljährlichen Artenschutztag, wie in Mexiko gleich mehrere Arten von Hochlandkärpflingen, die in der Natur zeitweise komplett verschwunden waren, in wiederhergestellten Lebensräumen wieder angesiedelt wurden.

Bewegende Begegnungen mit Rhinozerosen

Auch Besuche bei Artenschutzpartnern vor Ort standen auf dem Programm. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin berichtet: „Gleich zu Beginn des Jahres ging unsere Reise nach Indonesien, in die Heimat des Sumatranashorns. Man geht davon aus, dass nur noch 40 von ihnen existieren. Als strategischer Partner der International Rhino Foundation (IRF) haben wir seit 2019 über 200.000 Euro in das von der indonesischen Nichtregierungsorganisation YABI betriebene Sumatran Rhino Sanctuary investiert. Fünf Nashornkälber wurden hier bereits geboren. Es war einfach bewegend, auf Sumatra mit eigenen Augen zu sehen, wie die von uns aufgebrachten Mittel dabei helfen, eine ganze Art vor dem Aussterben zu bewahren. Im Oktober hatte ich außerdem die Gelegenheit, nach Brasilien zu reisen. Auf dem Programm standen die beiden von uns unterstützten Projekte des Instituto Fauna Brasil im Araucárias-Nationalpark und auf der Insel Santa Catarina. Es war ein besonderes Erlebnis, die mit unserer Hilfe ausgewilderten Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.“

Ein Großteil der jedes Jahr von der Wilhelma aufgebrachten Gelder stammt aus dem Artenschutz-Euro, den die Besucherinnen und Besucher beim Eintritt zahlen und aus Spenden, sowohl von Einzelpersonen als auch Firmen. Hinzu kommen erhebliche Mittel, die der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma jedes Jahr für ausgewählte Projekte einsetzt.

Außerdem hält der Förderverein einen eigenen Nothilfefonds bereit. 2025 kam dieser in der Demokratischen Republik Kongo zum Einsatz: Nach sintflutartigen Regenfällen in der Region Kinshasa traten mehrere Flüsse über die Ufer. Zu den Leidtragenden zählte „Lola ya Bonobo“, eine von der Wilhelma schon seit 2013 unterstützte Auffangstation für Bonobos. Dank des Nothilfefonds konnten einige der durch die Überschwemmungen verursachten Schäden zeitnah behoben werden.

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