Licht der Hoffnung

Und am Ende siegt doch die Liebe

Über 100 Kinder legten sich an zwei Abenden für die Stiftung JugendSozial und unsere Aktion „Licht der Hoffnung“ ins Zeug

Bei „Alles cool?“ ging es oft heiß her: Lisa Shelfo, Elisa Imparato, Yan Mushegera, Ümmühan Arabaci, Sandra Ziegler und Ludwig Altenpohl (von links) begeisterten an zwei Abenden ihr Publikum im K3N. Fotos: Holzwarth

Die Jugend von heute hat null Bock, keine Lust drauf, sich für andere zu engagieren? Wer dies wirklich glaubt, hätte gestern und vorgestern im Nürtinger K3N sein sollen: Das BenefizMusical „Alles cool?“, das die Musikschule Heilemann mit zahlreichen Mitstreitern auf die Beine gestellt hatte, hätte ihn (oder sie) ganz gewiss vom Gegenteil überzeugt.

NÜRTINGEN. Schade nur, dass zumindest bei der Premiere am Montag die Zielgruppe des von Axel und Patrick Schulze (Musik) sowie Manfred Blank (Text) geschriebenen und von Klaus-Peter Heilemann produzierten Stücks, mit dem die Stiftung JugendSozial und unsere Aktion „Licht der Hoffnung“ unterstützt wurden, heillos in der Minderzahl war. Die Warnung vor dem Alkohol und der Macht der Drogen richtet sich (und zwar wohltuenderweise nicht moralisierend und auch ohne stets erhobenen Zeigefinger) vor allem an junge Leute. Das Publikum bestand hingegen hauptsächlich aus der Eltern- oder Großelterngeneration derer, die eigentlich angesprochen werden sollten.

Alle Akteure vergossen viel Herzblut für das gemeinsame Projekt

Die freilich waren hellauf begeistert von dem, was sie da sahen. Nicht zuletzt, weil es faszinierend war, wie sich die jungen Leute ins Zeug legten. Vom kleinsten Chormitglied bis zu den Hauptdarstellern – bei allen spürte man zu jeder Sekunde, mit welchem Feuereifer sie dabei waren. Kein Zweifel: Alle empfanden die Geschichte um die jungen Leute, die im Sucht-Sumpf zu versinken drohen, als ihr ganz persönliches Projekt.

Klaus-Peter Heilemann war es wieder mal gelungen, die verschiedensten Akteure nicht nur unter einen Hut zu bringen, sondern zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen zu lassen. Da spielte es keine Rolle, woher wer kam, da gab es nur ein Wohin: das Miteinander.

Eine tolle Gemeinschaftsleistung: Die Akteure des Benefiz-Musicals „Alles cool?“ erhielten nicht nur beim großen Finale viel Applaus.

Die Chöre der Musikschule Heilemann und der Neckarhäuser Anna-Haag-Schule (diese Kinder waren von Lisbeth Greiner vorbereitet worden) bildeten eine Einheit, als wäre das nie anders gewesen.

Die Musikschul-Band Die Außergewöhnlichen und die Truppe der Stadtkapelle sorgten gemeinsam für den Groove, der Lieder und Inszenierung vorantrieb. Die Hip-Hop-Gruppen der Tanzschule Pöthig (Freaky Dance Company – FDC – sowie Barbies and Beasties – B’bB) boten regelrecht Akrobatisches, und auch die Haupt-Akteure vergossen viel Herzblut: Lisa Shelfo ebenso wie Yan Mushegera (der den Spagat zwischen der Nebenrolle des Kostümbildners am Montag und der Hauptrolle des Mike gestern Abend brillant meisterte), Elisa Imparato als Mauerblümchen Esther, das am Schluss dann zum großen Star wird, Sandra Ziegler als Jackie, die zunächst dem Weltschmerz anheimzufallen droht, aber dann doch noch die Kurve zur Hoffnung kriegt, Hanna Nguyen als Sarah, die mit den Chören für den Ohrwurm des Musicals („Sushi, Eis und Döner“) zuständig war, der alle auf der Bühne und im Saal mitriss, Johanna Bunk, Luzie Leske, Katharina Bunk und Bianca Neps in ihren vermeintlich kleinen Rollen, Markus Michalik als Hausmeister, der die zentrale Botschaft des Abends authentisch vermittelte, und Ludwig Altenpohl, der bei der Premiere die Wandlung von hochnäsigen Upper-Class-Bubi zum nachdenklichen und mitfühlenden Zeitgenossen gekonnt verkörperte.

Wenn man dann doch zwei Sängerinnen hervorhebt, dann bedeutet dies wahrlich nicht, die anderen zurückzusetzen: Aber Liuta Dienst hatte nicht nur geträumt (wie es in ihrem Song hieß), sondern ihr Auftritt war einfach ein Traum – sowohl was das stimmliche Niveau als auch ihre Ausstrahlung anbelangt. Und Ümmühan Arabaci wirbelte gewissermaßen in einem musikalischen Selbstporträt über die Bühne: „Ich hab den Rock im Blut“ – das nahm ihr jeder sofort ab. Mit ihrer tollen Soul-Stimme könnte sie noch eine große Zukunft vor sich haben.

Dank ihnen allen kam die Botschaft des Stückes an. So banal sie sein mag, so hoffnungsvoll ist sie doch: Am Ende siegt dann doch die Liebe. Aber auch eine andere These bestand den Realitätstest: Es geht nicht gegeneinander, sondern nur miteinander. Nicht nur auf einer Bühne. Sondern auch in einer Gesellschaft.

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