Schlaitdorf

Licht der Hoffnung: Schlaitdorfer Projekt will ein Dorf in Nepal unterstützen

Licht der Hoffnung: Der Schlaitdorfer Alfred Kuon und der Nepalese Mingmar helfen den Bewohnern im Bergdorf Raniban beim Nutzen einer Biogasanlage und dem Bau einer vier Kilometer langen Wasserleitung.

Mingmar, Sherpa aus Nepal, und Alfred Kuon aus Schlaitdorf haben bei einem Besuch im Verlagsgebäude mit einem Video über den aktuellen Stand ihres Projektes berichtet. Auf dem Monitor ist der Aufbau der Biogasanlage im nepalesischen Dorf Raniban zu sehen. Foto: Selle

Alfred Kuon aus Schlaitdorf ist Mitglied des Schwäbischen Albvereins, wandert aber auch gerne weltweit in extrem hohen Gebirgen. Im Jahr 2011 reiste er erstmals nach Nepal ins Mount-Everest-Gebiet und lernte den Bergführer Mingmar kennen. Bei einer weiteren Nepal-Reise mit Annapurna-Umrundung erfuhr der Schlaitdorfer, dass Mingmar in Nepal regelmäßig armen Menschen hilft. Schon bald war ein Kontakt zu der in Bamberg ansässigen Hilfsorganisation „Friendcircle-Worldhelp“ hergestellt, die Spendengelder sammelt und diese dann an den Bergführer weiterleitet. Mingmar kauft davon Reis, Mehl, Öl und sonstige Grundnahrungsmittel und verteilt sie unter der Bevölkerung in den Bergdörfern und in Kathmandu.

Bei seinen Reisen durch Nepal stieß der Deutsch sprechende Bergführer – gelernt hat er die Sprache schon vor einigen Jahren beim Goethe-Zentrum in Nepals Hauptstadt Kathmandu – auf das 695 Kilometer entfernte Bergdorf Raniban, nicht weit entfernt von der indischen Grenze, wo viele sehr arme Menschen wohnen. Dort soll nun eine vier Kilometer lange Wasserleitung von einer Quelle in den Bergen zum Dorf gebaut werden. Bisher müssen die Bewohner – meistens die Kinder – Wasser mit Kanistern von einer einen Kilometer entfernten Quelle holen. Außerdem ist in Raniban bereits eine Biogasanlage aufgebaut worden, womit auch in einem armen Land ein Beitrag gegen den Klimawandel geleistet wird. Für beide Vorhaben hat Alfred Kuon eine finanzielle Unterstützung über die Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung erbeten. „Als ich mitbekommen habe, was Mingmar nebenher so alles macht, habe ich beschlossen, mich auch mit einzubringen“, erzählt Kuon.

Mit Rucksäcken lässt sich Gasbrenner in der Küche fürs Kochen aktivieren

Anfang 2020 lud Kuon seinen Freund aus Nepal erstmals nach Schlaitdorf ein, um gemeinsam über die Situation in Nepal zu informieren. Vor einigen Wochen war Mingmar ein zweites Mal in Schlaitdorf zu Gast und besuchte bei dieser Gelegenheit auch die Redaktion der Nürtinger Zeitung. „Vor allem die unteren Kasten brauchen dringend Hilfe“, erklärt Mingmar. Er verschenkt daher unterwegs auch häufig Schuhe, wenn er Arbeiter sieht, die nur Flip-Flops tragen.

Das Dorf Raniban hat Mingmar bereits mit einigen Lebensmitteltransporten versorgt. Dabei erfuhr er von den Problemen mit der Wasserversorgung und dem Wunsch der Einwohner nach einer Wasserleitung. Bei seinem nächsten Besuch hat er bereits mit den Bewohnern die mögliche Strecke der vier Kilometer langen Leitung vermessen. Bei einem Teil der Route wurde auch schon gegraben. „Der Kanal soll etwa 30 Zentimeter tief werden“, weiß Kuon. Das benötigte Material für die Wasserleitung wird Mingmar in Nepal kaufen.

Zeitgleich beschäftigte sich Alfred Kuon in Schlaitdorf mit dem Thema Biogasanlage. Diese wurde zwischenzeitlich von den Dorfbewohnern zusammen mit Mingmar aufgebaut und wird bereits betrieben. In den Einfüllstutzen stecken die Dorfbewohner reichlich vorhandenen Tierdung, Hausabfälle und Ernteabfälle. Unter einem aus Bambus gebauten Dach und darüber einer luftdichten UV-Zeltplane entstehen hohe Temperaturen für den Gärprozess. Nach fünf Tagen kann das Biogas in extra in Deutschland dafür gefertigte Biogasrucksäcken abgefüllt werden. Diese Biogasrucksäcke können die Nepalesen nach Hause tragen und an den Gasbrenner in ihren Küchen anschließen zum Kochen. „Anfangs haben die Menschen nicht geglaubt, dass es klappt. Aber es läuft sehr gut. Die Flamme vom Brenner war gleich da“, erzählt Mingmar, der bei seiner Heimreise vor einigen Tagen gleich noch weitere vier Biogasrucksäcke im Gepäck hatte, um sie nach Raniban zu bringen, damit noch mehr Dorfbewohner von der Biogasanlage profitieren können. Denn ein Biogasrucksack kann logischerweise zur gleichen Zeit immer nur in einem Haushalt eingesetzt werden. Die Biogasrucksäcke können zwar auch per Post verschickt werden, dann verlange Nepal jedoch einen Einfuhrzoll von 100 Euro – „bei einem Warenwert von nur 50 Euro“, hat Kuon festgestellt. Langfristig soll es für 55 Häuser in Raniban jeweils einen eigenen Biogasrucksack geben.

Die Vorteile an der neuen Methode des Kochens: „Die Dorfbewohner müssen kein Holz mehr zum Verbrennen verbrauchen und in den Häusern gibt es keinen rauchigen Nebel mehr, der die Lungen kaputt macht“, erklärt Alfred Kuon. Schnell hätten sich die Menschen für das Biogas begeistert. „Viele waren durch den Rauch im Haus krank und haben ständig gehustet“, erzählt Mingmar. Und eine Rucksackfüllung reiche aus, um drei Tage lang zu kochen. Zudem müssen künftig die wenigen vorhandenen Bäume nicht mehr abgeholzt werden, um die Kochherde zu befeuern.

Schon vor dem Beginn des Projekts stand Alfred Kuon mit Sherpa Mingmar in regelmäßigem Kontakt über WhatsApp und E-Mail. Somit ist er immer über den aktuellen Stand informiert.

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