(heb) Zwar liegt der Oktober zeitlich und wohl auch gefühlsmäßig ein Stück abseits jener religiös fundierten Großereignisse, die mittlerweile zu Wirtschaftsfaktoren erster Ordnung geworden sind. Dennoch ist mit den Jahren auch er zu einem Monat voller Festivitäten geworden. Dabei wollen wir an dieser Stelle gar nicht von jenem Dauerbesäufnis und Trachtenfest auf der Münchener Theresienwiese sprechen, das zwar den Namen des zehnten Kalendermonats trägt, in Wahrheit aber zu zwei Dritteln im September stattfindet.
Weit tiefer in die Geschichte der Menschheit reicht die Tradition der Erntedankfeste, dessen christliche Version hierzulande am gestrigen Sonntag begangen worden ist. Unsere germanischen Vorfahren orientierten sich nicht an geschriebenen Kalendarien, sondern ordneten das Jahr in den Kreislauf der natürlichen Phänomene. Um nun dem Gott Wotan einen angemessenen Teil der Ernte zu überlassen, machten sie die Tag-und-Nacht-Gleiche als geeigneten Zeitpunkt aus, denn da war die Ernte in der Hauptsache im Schober und ein Grund zum Feiern war immer willkommen.