Leserbriefe

ZOB: Der Steuerzahler fasst sich an den Kopf

Peter Krüger, Nürtingen. Zum Artikel „Wann halten die Busse auf ,Gleis 13‘?“ vom 25. Januar. Frau Lieb schreibt einleitend, dass die Stadt Nürtingen mit Sanierungsmaßnahmen am Busbahnhof zurückhaltend gewesen wäre. Dies ist eine sehr diplomatische Umschreibung dafür, dass außer der Aufstellung einer elektronischen Abfahrts-Anzeige überhaupt nichts geschehen ist. Ich musste vor Jahren den damaligen OB direkt anschreiben, damit an einer bestimmten Haltestelle der gröbste Dreck entfernt wurde. Nachdem auch circa die Hälfte der Leuchten ausgefallen war, hat meine direkte Intervention bei den Stadtwerken dafür gesorgt, dass diese Leuchten wieder funktionsfähig gemacht wurden.

In Sachen Busbahnhof und dessen erbarmungswürdigem Zustand habe ich in den letzten Jahren mehrmals mit der Nürtinger Stadtverwaltung korrespondiert, allerdings war die Korrespondenz am Ende sehr einseitig, ich habe nämlich überhaupt keine Antwort mehr bekommen. Deshalb freut mich die Erkenntnis des OB Dr. Fridrich, der Busbahnhof wäre „ein grauenvoller Ort“, weil ich nun die Hoffnung habe, dass wenigstens kleine Verbesserungen vorgenommen werden.

In der Vergangenheit wurde ich, solange ich noch eine Antwort erhielt, immer mit dem Argument der geplanten Verlegung des Busbahnhofes vertröstet. Das Gelände „Gleis 13“ wurde bereits im Jahr 2012 von der Bahntochter Aurelius an den jetzigen Eigentümer verkauft. Der neue Eigentümer lässt das Gelände wegen der Veränderungssperre der Stadt Nürtingen seit vielen Jahren als gebührenpflichtigen Parkplatz nutzen und kann es sich offensichtlich leisten, zu warten, bis die Stadt Nürtingen bereit ist, auf seine Forderung einzugehen oder irgendeinen Kompromiss findet.

Dabei ist zu bedenken, dass die Grundstückspreise in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Die Firma Aurelius ist eine Tochter der Deutschen Bahn AG, die wiederum zu 100 Prozent im Besitz der Bundesrepublik Deutschland ist, auch wenn sie formell eine AG ist. Diese AG im Besitz der BRD lässt es zu, dass eine ihrer Töchter gegen die Interessen der Stadt Nürtingen verstößt und ein ehemaliges DB-Grundstück so teuer wie möglich an einen Spekulanten anstatt an die Stadt Nürtingen verkauft.

Am Ende muss die „öffentliche Hand“ für das Grundstück wahrscheinlich deutlich mehr bezahlen als wenn sie es direkt von der DB oder von der Aurelius gekauft hätte. Bedenkt man dabei, dass die ganzen heutigen Bahngelände einst von den Städten unentgeltlich an die jeweiligen Bahngesellschaften abgegeben wurden, damit diese dort bauen konnten (die Städte wollten unbedingt an die Eisenbahn und somit an „die große weite Welt“ angeschlossen werden), dann fasst man sich als Steuerzahler an den Kopf.

Zur Startseite