Leserbriefe

Weniger Fluglärm muss das Ziel sein

Fritz Eisele, NT-Hardt. Zu den Artikeln „Neckartal-Gemeinden wollen Flugpausen“ und „Es fehlen Daten und Fakten“ vom 9. Oktober.

Ein großes Lob an alle Beteiligten, die in der Veranstaltung am Mittwoch mehr Transparenz in das bis vor Kurzem von der durch negative Folgen betroffenen Öffentlichkeit ferngehaltene Verfahren gebracht haben. Im Boot der entscheidenden Fluglärmkommission sitzen bisher leider nur Vertreter von Gemeinden, die sich durch die zusätzliche Flugroute eine Lärmreduzierung erhoffen.

Die von dramatisch mehr Fluglärm betroffenen Gemeinden sitzen erst seit Kurzem am „Katzentisch“ und haben kein Stimmrecht. Die von den Neckartal-Gemeinden im Artikel aufgeführten Zahlen stammen von denjenigen, die wirtschaftliche Interessen an einer zusätzlichen Flugroute haben. Hier sind vor einer Entscheidung zwingend neutrale Gutachten erforderlich. Auf deren Basis besteht dann die Möglichkeit, die Diskussionen zu versachlichen, ganz im Sinne der Regierungserklärung unseres Ministerpräsidenten Kretschmann, dass die „Politik des Gehörtwerdens zu Baden-Württemberg wie Schiller, Schwarzwald oder Daimler“ gehört.

Verständlich ist, dass die derzeit stark von der bestehenden Flugroute betroffenen Gemeinden an einer Lärmreduzierung ein gesteigertes Interesse haben. An der Spitze der Befürworter für eine zusätzliche Flugroute steht Oberbürgermeister Bolay, Ostfildern, Vorsitzender der Lärmschutzkommission. Es könnte durchaus aber sein, dass durch die im „Schweinsgalopp“ durchgepeitschte neue, zusätzliche Flugroute die Neckartal-Gemeinden nur einen Pyrrhussieg erringen werden. Der Verdacht liegt nahe, dass das wahre und bisher nicht offen ausgesprochene Ziel ist, die Frequenz von möglichen Startvorgängen zu erhöhen, um die bisherigen Passagierzahlen von unter 13 Millionen auf bis zu 17 Millionen erhöhen zu können. Im Ergebnis hätten dann viele Tausend Bürger dramatisch mehr Lärm zu ertragen und die bisher hoch belasteten Gemeinden hätten keine wirkliche Verbesserung wegen der bis zu 30 Prozent höheren Anzahl der Abflüge. Ziel muss sein, den Fluglärm insgesamt durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren, dann könnten alle im Umfeld des Flughafens davon profitieren. Deshalb ist es unabdingbar, die Entscheidung am 2. November zu vertagen und auf Basis neutraler Gutachten die betroffenen Bürger zu Beteiligten zu machen.

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