Leserbriefe

Welcher Wasserstand wurde gemessen?

Dieter Braunmüller, Nürtingen, Stadtrat Nürtinger Liste/Grüne. Zum Artikel „Neckar überstieg am Sonntag den Hochwasserpegel des Jahrhunderthochwassers von 1978“ vom 3. Juni. Die Äußerung von Rolf Binder, Kommandant der Nürtinger Feuerwehr, dass „wir noch 1,50 Luft gehabt haben bei den Dämmen“, kann nicht unwidersprochen bleiben.

Die eindrucksvollen Bilder der Nürtinger Zeitung sprechen eine andere Sprache. Es stellt sich die Frage, wo und wann Herr Binder gemessen hat. Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied: Bei der Bronnaderbrücke, der Steinachbrücke am Museum und der Aichbrücke über die Zubringerstraße waren nur noch ein paar Zentimeter Luft zwischen dem Unterbau und dem Wasserstand. Auch das Wörthgelände ist (noch) mit einem blauen Auge davongekommen. Die Hochwassermauer beim Parkplatz des Ruderclubs hatte allerhöchstens noch 20 Zentimeter Reserve und bewahrte die Wörthstraße vor einer Überflutung aus Richtung Süden. Nürtingen ist somit glücklicherweise einer Überschwemmungskatastrophe entgangen. Die Überflutungsflächen in den Neckarauen (Sportplätze, Ruderclub, Spielplatz, Festplatz, Festwiese, Hochwiesengelände und so weiter) haben sich als sinnvoll erwiesen.

Deshalb ist es zu begrüßen, dass Umweltminister Untersteller es als wichtiges Ziel der Hochwasserschutzstrategie in Baden-Württemberg ansieht, das Hochwasser in der Fläche zurückzuhalten und mehr Retentionsflächen zu schaffen. Bei der geplanten Bebauung des direkt an den Neckar angrenzenden Wörthgeländes könnten das Umweltministerium und das Regierungspräsidium Mut beweisen und die Baugenehmigung für dieses Bollwerk unter den aktuellen Gegebenheiten nochmals kritisch überprüfen.

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