Leserbriefe

Weiterjammern oder dankbar sein

Eberhard Ellwanger, NT-Reudern. Zum Leserbrief „Deutschland und der Migrationspakt“ vom 18. Januar. Herr Ackermann ließ uns wieder teilhaben an seinen Sorgen um unser Volk. Toll, dass sich jemand um mich sorgt. Blöd, wenn die Sorge zum Selbstzweck mutiert. Er hält bisher wenig davon, auf Antworten zu seinen Leserbriefen zu reagieren oder sich gar auf gesicherte Fakten zu beziehen. Das ist seine Entscheidung, macht aber sein Dauergejammer um unsere Zukunft nicht plausibler.

Klar: es ist anspruchsvoll, wenn viele Flüchtlinge ins Land kommen und bedarf einiger Anstrengungen und nicht nur naiver Absichtserklärungen. Zwei seiner Zitate möchte ich relativieren. Erstes Zitat: „Deutschland soll mit anderen Kulturen vermischt werden.“ Deutschlands erste Einwohner waren Afrikaner. Es kamen Kelten, Germanen, Römer, Menschen vom Balkan, aus Südeuropa, der Türkei, aus Russland und so weiter. Waren das alles Eindringlinge? Sind die Afrikaner die „richtigen“ Deutschen? Kann Herr Ackermann das Wirrwarr auflösen und entscheiden, wer Deutscher ist? Zweites Zitat: „Deutschland ist das auserkorene Zielland der Migranten“. Klar, Deutschland ist ein Zielland. Aber: Deutschland hat momentan 83 Millionen Einwohner, seit 2015 haben von weltweit jährlich 65 Millionen Flüchtlingen bei uns nur circa 900 000 Asylanträge gestellt. Da kann zumindest ich gelassen bleiben. Im Übrigen wird diesen 900 000 Anträgen nicht automatisch stattgegeben und die Ablehnungsquote steigt von Jahr zu Jahr.

Wir Deutsche sind immer schon in der Lage gewesen, pro Jahr weniger als 0,1 Prozent neue Bürger bei uns aufzunehmen. Waren wir in den letzten 80 Jahren nicht sogar ständig froh darüber, dass wir laufend Zuwachs aus anderen Ländern bekommen haben? Über weitere Phrasen wie „Totalversorgung“, „Merkels Testament“, „Gutmenschen“, „zu Tode tolerieren“ schreib ich jetzt nichts. Wir haben halt ein Asylgesetz, welches menschliche Werte beinhaltet. Dies gehört zu unserem Rechtsstaat, der es im Gegenzug allen erlaubt, Meinungen ungestraft rauszuposaunen. Das ist doch was! Mag also Herr Ackermann seinen Fokus auf seine Befürchtungen legen. Ich bin dagegen zuversichtlich, dass wir Deutschen immerdar auf extrem hohem Niveau weiterjammern oder dankbar über unsere sichere Heimat sein können.

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