Leserbriefe

Weiter Streit um das Hölderlinhaus

Peter Reinhardt, Neckartenzlingen. Zum Streit ums Hölderlinhaus. Ich wohne zwar nicht in Nürtingen, fühle mich als Dozent der Volkshochschule aber doch betroffen, wenn es um die Modernisierung des Hölderlinhauses geht – von „Abriss“ ist doch nicht mehr die Rede – es geht um „Umbau“. Dass Menschen unterschiedliche Meinungen haben, ist leider – oder gottlob – eine weit verbreitete Tatsache. Und wenn etwas entschieden werden muss – und das kommt ja vor – muss/kann nur eine der möglichen Ansichten beschlossen werden; es sei denn, man verschiebt strittige Themen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Wäre das eine Lösung? Relativ einfach fallen Entscheidungen, wenn ein „König/Herrscher/Führer“ oder so alle Entscheidungsbefugnisse hat. Das geht schön glatt. Das war aber in der Vergangenheit keineswegs immer gut. Deshalb hat sich bei uns das durchgesetzt, was wir Demokratie nennen; das heißt: vom Volk gewählte Vertreter treffen mit Mehrheiten die notwendigen Entscheidungen – man kann ja wohl kaum bei jeder Entscheidung das ganze Volk befragen; es sind allemal zu viele und zu komplizierte Entscheidungen zu treffen.

Aber: eine Demokratie kann auf Dauer nur funktionieren, wenn die jeweils unterlegene Partei die demokratisch erfolgte Entscheidung dann auch akzeptiert – jeder kann ja bei seiner Meinung bleiben, aber ewig weiterkämpfen, wozu soll das führen? – zu unendlichen Diskussionen? – zu ewigem Streit? Wem würde das dienen?

Ich sage es mal hart: wer demokratisch gefällte Mehrheitsentscheidungen nicht akzeptiert, der ist kein guter Demokrat, sondern ein friedensfeindlicher Kämpfer. Und ich sage mit Nachdruck: Frieden ist ein sehr hohes Gut – ich habe anderes noch zur Genüge erlebt (Baujahr 1936). Eine Ausnahme ist nur dann bisweilen sogar notwendig, wenn es um Verfassungsbruch oder die Verletzung elementarer Rechte geht. Aber so viel Gewicht hat die Frage über den Umbau und die Weiternutzung des Hölderlinhauses in Nürtingen ja wohl nicht. Oder?

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