Leserbriefe

Unsummen für kleine Brücken

Karl Kohler, NT-Oberensingen. Zum Artikel vom 23. Juni „Brücke über Tiefenbach offiziell eröffnet“. Im Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters wurde uns vom Amtsinhaber viel versprochen: Sanierung der städtischen Finanzen, Erhalt der historischen Nürtinger Altstadt, Nachhaltigkeit, Schonung der Umwelt, konzentrierte Anstrengungen angesichts der Klimakrise, das Klima soll nicht nur gerettet, sondern auch verbessert werden, ebenso wurde eine bessere Beteiligung der Bevölkerung in Aussicht gestellt.

Und die Realität? In Nürtingen scheint es keine Haushaltsschieflage und keine Klimakrise zu geben angesichts der Kostenexplosion und der Materialschlacht, wie man am Beispiel „Hölderlinhaus“ täglich sehen kann. Kostenbewusstsein, CO2-Einsparung und Nachhaltigkeit gehen anders. Auch die in Aussicht gestellte Beteiligung der Bürger ist für mich nicht ersichtlich.

Mein kostengünstiger Vorschlag zur Tiefenbachbrücke wurde in einem fragwürdigen Kostenvergleich schlechtgerechnet, mein Engagement als „Kasperltheater“ herabgewürdigt. Nun steht die teure Alu-Brücke, und um die Kosten zu rechtfertigen, werden auch „ominöse Schmierschichten“ verantwortlich gemacht. Auf meine Frage nach den horrenden Kosten bekam ich die Antwort, dass die Brücke, auf die 80 Jahre Nutzung umgerechnet, pro Nürtinger Einwohner nur einen lächerlichen Cent-Betrag koste. Schon bei den kleinsten Brückenplanungen – wie bei der Tiefenbachbrücke – greift man tief in die Taschen und gibt Unsummen aus.

In Anbetracht der enormen Kosten für diese relativ kleinen Brücken sollten solche Vorgehensweisen beim Planen und Bauen kein Standard werden. Der städtische Haushalt, ohnehin schon in kräftiger Schieflage, lässt sich so nicht sanieren. Es ist kein angemessener, verantwortungsbewusster und respektvoller Umgang mit den Steuergeldern der Bürger zu erkennen. Es bleibt zu hoffen, dass unser Oberbürgermeister zumindest mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung besser umgehen kann.

Zur Startseite