Leserbriefe

Über Sinn und Unsinn des Vorhabens reden

Klaus von Sichart, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Digitale Lücke an deutschen Schulen“ vom 15. September. Christoph Link hat sicher recht, wenn er eine umfassende Medienkunde an unseren Schulen fordert. Alle Schüler sollten lernen, in der digitalisierten Welt souverän arbeiten und leben zu können.

Aber die Forderung, auch den Unterricht zu digitalisieren, ist höchst problematisch: Lernprogramme, die aus einer online basierten Wolke, der sogenannten Cloud, abgerufen werden, bieten jedem Schüler die Möglichkeit, nach eigenem Tempo sein persönliches Lernprofil anzulegen. Fragen und Antworten laufen geräuschlos in einer isolierten Einsamkeit zwischen Schüler und Cloud hin und her.

Es ist das Aus des normalen, uns allen bekannten Unterrichts, womöglich das Ende von Miteinander und Füreinander. Die vom Lehrer angeregten Gespräche zu Problemen der Geschichte oder zu Fragen der Naturwissenschaften führen zu Neugier, Kreativität und aktiver Teilnahme vieler Schüler. Nun müssen sie sich dem Druck des Programms anpassen. Nun wissen sie, dass jeder Schritt, den sie tun, gespeichert wird und die gespeicherten Daten auch später noch Auskunft geben über Begabung, Lernbereitschaft und Zuverlässigkeit.

Bevor die von der jetzigen Bundesregierung angebotenen fünf Milliarden Euro die deutschen Schulen digitalisieren, müssen kompetente Politiker, Pädagogen und Datenschützer über Sinn und Unsinn dieses Vorhabens diskutieren.

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