Leserbriefe

Struktureller Rassismus

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Artikel „Türkische Gemeinde fordert Engagement“ vom 12. Juni und „Eine Hierarchie der Hautfarben“ vom 13. Juni. Die Artikel zeigen auf, dass es auch in Deutschland strukturellen Rassismus gibt. Sie regen doch sehr zum Nachdenken an. Wie leicht kam und kommt das Wort „Zigeunerschnitzel“ im Zusammenhang mit Speisen über die Lippen. Und wie wenig wird dabei bedacht, was dies bei einem Sinti oder Roma auslöst. Wie leicht wird bei einem Gespräch mit einem fremden Schwarzen gesagt: „O, können Sie aber gut deutsch!“ Es ist wahrscheinlich als Kompliment gemeint, löst aber im Gegenüber die Feststellung einer „Andersartigkeit“ aus, obwohl er vielleicht in Deutschland geboren ist.

Diese Beispiele zeigen die Bandbreite von möglichen diskriminierenden Verletzungen anderer Menschen, die ja bis zu tödlicher Gewalt führten und noch führen. Die Notwendigkeit der Öffnung unserer Gesellschaft, unseres Landes für Menschen aus anderen Ländern, oder auch zum Beispiel für Menschen allein anderer Hautfarbe hier bei uns, verlangt ein wechselseitiges aufeinander Zugehen, sich in die Lage des Anderen zu versetzen, um gut oder zumindest erträglich miteinander leben zu können. Denn beinahe jedes abgeschlossene System, ob bei Pflanzen, Tieren oder Menschen stirbt letztlich aus, wenn es sich nicht schließlich öffnet für das, was erst einmal als fremd empfunden auf es zu kommt, auch wenn diese Öffnung zu Anfang Unsicherheit und Ängste auslösen kann.

Schließlich führt die möglichst vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit dem „Andersartigen“ aber zu der großen Chance, dazuzulernen – und das nützt uns doch letztlich, ein Leben lang.

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