Leserbriefe

Sind Politiker zu selbstzufrieden?

Hellmut Kuby, Nürtingen. Zum Leitartikel „Der müde Wähler“ vom 16. Juni. Der dramatische Rückgang der Wahlbeteiligung in Deutschland beunruhigt viele deutsche Politiker. Während die Meisten dies ändern würden, wenn sie die Gründe dafür wüssten, sieht der CDU-Generalsekretär im Nichtwählen „einen Ausdruck von Zufriedenheit mit den Regierungen“. Welch ein Irrtum! Die Gegenbeweise zu dieser These stehen am selben Tag in der Nürtinger Zeitung. Erstes Beispiel Seite 13: „Wo könnte kostengünstiger Wohnraum entstehen?“, es geht im Roßdorf um die Bebauung der Nanz-Wiese zwischen dem Wohnhochhaus Liebermannstraße 1 und dem ökumenischen Gemeindezentrum Stephanushaus. Ein typisches (das heißt nicht nur in Nürtingen) Beispiel, wie in der BRD vielfach mit den Bürgern umgegangen wird. Konsequenz: Wer als Wähler in vielen Jahren die Erfahrung gemacht hat, dass er gegen die Selbstherrlichkeit der Politiker keinen Einfluss hat, resigniert und wählt nicht mehr.

Zweites Beispiel Seite 2: „Globaler Vermögensboom ballt sich bei Superreichen“ – Steuergesetzgebung! Drittes Beispiel Seite 22: „Wahre Kosten verschwiegen?“ – Stuttgart 21.

Ich wünschte mir, dass Politiker, die nicht selbstzufrieden sind, die letzten drei Absätze des Artikels, darunter auch die etwas merkwürdige Meinung des Bundespräsidenten, lesen und auch darüber nachdenken, warum die Wahlbeteiligung in der Türkei 85 Prozent betrug.

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