Leserbriefe

Schöpfung, Eltern und das Adoptionsrecht

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Wolf will kein Adoptionsrecht für Homosexuelle“ vom 11. April und zum Leserbrief „Frau Mast unterliegt einem großen Irrtum“ vom 23. April. Zu diesem Artikel wollte ich mich zunächst nicht äußern, mir war der Grundtenor schon zu krude. Nachdem nun Herr Geil in einem Leserbrief auch noch Gleichstellung als Mode bezeichnet, ist aber doch das Maß voll! Zunächst muss ich Herrn Geil dann doch fragen, wo Herr Wolf mit einer Meinung, die der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts widerspricht, im Recht sein soll.

Recht im Unrecht kann es nun mal nicht geben! Dann aber lohnt es sich doch auch, einen Blick darauf zu werfen, wem der Fraktionschef der CDU im Landtag in einem Anfall von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit das Adoptionsrecht absprechen will. In Wirklichkeit schließt er mit seiner karnickeltheologischen Schöpfungsauslegung Menschen von der Elternschaft aus, die in der Mitte der Gesellschaft stehen, und das nur, weil sie lieben, wie sie als Homosexuelle eben lieben können, als Frau eine Frau und als Mann einen Mann. Diese Menschen tragen aber in ihrem Berufsleben als Lehrer, Erzieher, als Pfleger, Ärzte, Polizisten, mittelständische Unternehmer, Pfarrer, Politiker und an vielen anderen Stellen ihren Teil für diese Gesellschaft bei. Dies alleine ist schon bedenklich genug.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt, der mich an diesen Aussagen eher entsetzt. In der Mitte der Gesellschaft, wie sie Herr Wolf sieht, spielen ganz offensichtlich die Kinder, die in Heterobeziehungen entstanden sind und aufgrund von Kindeswohlgefährdung in staatliche Obhut genommen wurden, keine Rolle. Genau diese Kinder sind heute schon häufig in Regenbogenfamilien in Pflege. Diese Kinder können dann aber eben nicht von den Menschen adoptiert werden, die ihnen die elterliche Wärme geben. Und das nur, weil diese Pflegeeltern lieben!

Herr Wolf und auch Herr Geil zeigen mit ihren Aussagen sehr deutlich, in welchem rechtskonservativen Winkel sich für sie die Mitte der Gesellschaft befindet. Es muss dort sehr einsam sein.

Zur Startseite