Leserbriefe

Schlechte Noten für angebliche Experten

Hans Fröhlich, Frickenhausen-Tischardt. Kann Fußball glücklich machen? Dieser Frage könnte ich zustimmen, wenn unter gewissen Voraussetzungen das deutsche Publikum von den Medien anders behandelt werden würde. Als gebürtiger Argentinier habe ich mir mit großem Aufwand in den 50er-Jahren ein „Miniradio“ gekauft, um die Erfolge und Niederlagen meiner Lieblingsmannschaft „River Plate“ auch im Bus verfolgen zu können. Das Spiel wurde von den Kommentatoren so spannend lebendig gemacht, als würde man es praktisch live erleben. Auch in späteren Jahren wurde im Fernsehen, während der Halbzeit, das Spiel von etlichen Fußballsachverständigen in jeder Nuance kommentiert. Auch Schiedsrichter wurden unter die Lupe genommen. Fazit: Man wollte das Publikum mit Fußball-Kultur zur Unvoreingenommenheit erziehen, um den Fanatismus zu bändigen.

Es gab reinste Kenner unter uns Amateuren, die aus dem Stegreif sämtliche Spieler der Mannschaften vergangener Jahrgänge aufzählen und ihre Kunststücke beschreiben konnten. Nun, was wird uns hier in diesem Sinne dargeboten? Die Moderatoren sind kaum im Stande, die Namen der ausländischen Spieler auszusprechen (wenn sie überhaupt genannt werden), die Spielteilnehmer – Coach und Co. – dienen praktisch nur als Richtlinie für belanglose Affären und gelegentliche Sportaffinitäten. Das Spiel selbst hört sich wie ein Kochkunstprogramm an, wo die Zutaten eben die Spielteilnehmer sind. Ich bewundere nur die Beständigkeit der zwei legendären Kommentatoren des Ersten Programms mit ihren „Zuflüster-Kommentaren“. Hat Deutschland nicht etwas Besseres zu bieten? Verdienen wir als Fußballignoranten betrachtet zu werden?

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