Leserbriefe

Rentner und Nullrunden

Siegfried Stumpp, Erkenbrechtsweiler. Zum Artikel „Rentner müssen mit Nullrunden rechnen“ vom 6. Mai. Seit der Einführung der Rente zahlen Arbeitnehmer zusammen mit ihren Arbeitgebern Beiträge in die Rentenkasse, um ein Alter in Würde zu gewährleisten. Die Rente ist kein Geschenk des Staates. Nullrunden und ganz sparsame Rentenerhöhungen sind wir Rentner schon lange gewohnt. Im Gegensatz zur Politik und dem Beamtentum.

Es sollte das Thema Rentner nicht auch noch als Ablenkung von der Finanzmisere oder gar als Wahlkampfinhalt missbraucht werden. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an diesen 20 Millionen der heutigen Rentner. Sie haben als ältere und junge Arbeitnehmer, zum Teil seit 1946, zusammen mit den damals aus ihrer Heimat vertriebenen Bürgern Seite an Seite und Schulter an Schulter gestanden. Nur gemeinsam war es möglich, unter schwierigen Bedingungen und bei mühsamer und schwerer Lebensarbeitsleistung den Aufbau der Bundesrepublik und unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Später kamen noch unsere Gastarbeiter dazu, die ebenfalls zum Wohl unserer Gesellschaft und der Bundesrepublik beigetragen haben. Ohne Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie das Vertrauen aller Bürgerinnen und Bürger in die Politik wäre die damalige Misere nicht zu bewältigen gewesen. Ohne Vertrauen zwischen Bürgern und den gewählten Volksvertretern geht ein demokratischer Staat den Weg, dessen wir heute sicher sind, nämlich in die tiefe Krise. Die Kräfte, die zusammen mit den Politikvertretern einen globalen Wirtschaftsboom des Kapitals erreichen wollten, haben ohne die Zustimmung ihrer Bevölkerung gehandelt. Sie haben den Versuch der globalen freien Wirtschaft durch Geldgier und Machtgier sofort wieder zum Scheitern gebracht. Die Verursacher dieser Misere sind ja nicht zu ermitteln, da zu viele Gauner daran beteiligt sind. Global, also weltweit, haben fast alle Regierungen durch Bankenpleiten und Pleiten in der Industrie das Vertrauen ihrer Bürger verloren. Bei Diskussionen über alte Zeiten heißt es sofort: „Das ist vorbei!“.

Im Fall der derzeitigen Misere wäre es nach meiner Auffassung hilfreich, statt aus gewissen Kreisen unseren Mitbürgern fast täglich durch die Presse mitteilen zu lassen, welche Gruppen aus unserer Gesellschaft heute oder morgen mit finanziellen Einschnitten zu rechnen haben. Es gibt keine noch so gut inszenierte Ablenkung von der Finanzkrise, denn alle Bürgerinnen und Bürger werden durch harte Tatsachen täglich daran erinnert. Aus diesem Grund appelliere ich an die Presse und an alle Bürgerinnen und Bürger, zusammenzustehen, ohne Ansehen der Person oder der gesellschaftlichen Note.

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