Leserbriefe

Positionspapier und gelebte Realität

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Leserbrief „Sexuelles Durcheinander“ vom 4. Juli. Im Leserbrief geht Dr. Steigerwald mit dem Positionspapier der EKD ins Gericht. Als evangelische Christin bin ich für diese Denkschrift dankbar. Sie setzt genau den richtigen Diskussionsprozess in Gang. Die Kirchen brauchen eine Antwort auf die heute gelebten Realitäten und die lassen sich eben nicht im sturen Zitieren von Bibelzitaten finden. 3. Mose 20, 13 kann hier eben nicht als Orientierungshilfe dienen, da er sich nach heutigem Kenntnisstand eben mit Pädophilie auseinandersetzt, einer Neigung, die therapierbar ist und im Falle des Auslebens eben ein Verbrechen nach Paragraf 176 Strafgesetzbuch darstellt.

Lesbische oder schwule Liebe kann hier nicht erfasst sein. Auch die katholische Kirche kann sich gegen diese Realitäten nicht widersetzen, es sei denn sie nimmt in Kauf, dass ihr die homosexuell lebenden Menschen endgültig den Rücken kehren. Allerdings müsste man sich dann auch fragen, wie sinnvoll Ökumene mit einer Kirche sein kann, die die Lebenswirklichkeit von zehn Prozent der Bevölkerung ignoriert.

Zur verpflichtenden Orientierungshilfe durch die Bibel fällt mir dann doch wieder der Merkvers von M. Georg Ernst Göz ein, der so treffend endet: „Endlich schließt die Offenbarung das gesamte Bibelbuch. Mensch, gebrauche, was du liesest dir zum Segen, nicht zum Fluch.“

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