Leserbriefe

Planloses Handeln

Jürgen Haug, Frickenhausen, SPD-Fraktionsvorsitzender. Zum Artikel „Die Ganztagsbetreuung in den Sattel gesetzt“ vom 9. April. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Gelassenheit und Ignoranz Gemeinderat und Verwaltung von Frickenhausen den Bericht des planenden Architekten zur Sanierung des Schul- und Sportzentrums auf dem Berg zur Kenntnis nehmen, ohne die Notwendigkeit zu sehen, ein undichtes Sporthallendach vor allem Übrigen zu sanieren. Es ist überaus fahrlässig und zum Schaden der Gemeinde, wenn dringend notwendige Reparaturen nicht durchgeführt werden, nur um ein paar Zehntausend Euro aus dem Konjunkturpaket II zu erhalten. Es wäre interessant zu wissen, welche zusätzlichen Kosten und Folgen das Zuwarten bei der Dachsanierung mit sich bringt, aber warum sollen sich die Verantwortlichen auch Gedanken um Zukünftiges machen, wenn man jetzt doch Geld von Berlin bekommen kann.

Ein weiteres Ärgernis aus unserer Sicht: Im Jahre 2008 wurde ein Ingenieurbüro mit der Untersuchung des Zentrums auf dem Berg zur Erstellung eines Energieberichtes beauftragt. Das Büro kommt in seinen Ergebnissen zu der Aussage, dass eine Totalsanierung des Jugendhauses unter Energie- und Wirtschaftlichkeits-Gesichtspunkten nicht zu empfehlen sei, ein Neubau würde in puncto Funktionalität und Energieeinsparung wesentlich bessere Voraussetzungen bieten und wäre auch im Vergleich zur Generalsanierung wirtschaftlich verhältnismäßig günstiger. In den letzten Wochen hatte es sich zudem herausgestellt, dass die angebaute Hausmeisterwohnung durch Umzug frei wird. Dies alles hat jedoch auch in diesem Fall die Mehrheit des Gemeinderats und die Verwaltung nicht davon abgehalten, eine energetische Grundsanierung zu beschließen, ohne die weiteren Kosten, die durch die Innensanierung entstehen werden, zu wissen und zu berücksichtigen. Auch hier war vordergründig das Konjunkturprogramm ausschlaggebend, obwohl in dem nebenliegenden Kindergarten und auch in der Grund- und Hauptschule erheblicher energetischer Sanierungsbedarf besteht, sodass die Zuschüsse locker und leicht in Anspruch genommen werden könnten. Wir können nur kurzsichtiges, planloses und aktionistisches Handeln feststellen, die Chancen auf eine zukunftsgerechte Entwicklung des Zentrums auf dem Berg wurde wie auch schon bei der Heizungserneuerung fahrlässig verpasst.

Pädagogische Ganztagsbetreuung ist ein Muss für alle Verantwortlichen, um die vorhandene Bildungsmisere abzumildern. Deshalb kann man den Einstieg von Frickenhausens Grund- und Hauptschule nur unterstützen. Wir hätten uns zwar von einer verpflichtenden Ganztagsschule mehr versprochen, aber die Arbeitsgruppe und wohl auch die Gemeinderatsmehrheit hatten nicht den Mut dazu. Wir hoffen dennoch, dass das Konzept auf eine große Resonanz stößt. Allerdings muss man bezweifeln, ob gerade die, die von einer ganztägigen Schulbetreuung am meisten profitieren, bildungsferne Schichten und Migranten, angesichts der monatlichen Kosten von 150 Euro mit dem Angebot erreicht werden.

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