Leserbriefe

Nürtingen für die Enkel und Urenkel

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Freie Wähler plädieren für Investorenwettbewerb am Neckar“ vom 20. Juli sowie einigen anderen Veröffentlichungen dieser Tag.

Ich gehe bald auf die achtzig zu. Sollen Weib, Kinder und Enkel sagen, am besten kommt der Alte gleich ins Heim? Denn wenn er mal krank und vollends dement ist, wäre eine Verpflanzung gaaaanz schwierig. Den Bäumen vor der Kreuzkirche droht dieses Schicksal. Die Stadt will sie absägen lassen, bevor sie in fünf Jahren eh sterben. Der OB will „das Feld für unsere Kinder, Enkel und Neubürger bereiten“. Soll er mal meine Kinder und Enkel fragen, und die vielen Neubürger um mich herum. Dann muss man nicht „bald das Totenglöckchen läuten“, wie er kürzlich zu sagen beliebte.

Und nun sollen 30 Bürgerinnen und Bürger sich zum Westlichen Neckar äußern. Das ist der tausendste Teil aller Nürtinger über 16. Ein Promille! Bürgerbeteiligung, Bürgeranhörung, Bürgerorientierung gehen aber anders. Das hat man schon 14 Jahre vergeblich angemahnt. Die UFB zeigt nun nach vorne. Ein Investorenwettbewerb macht tatsächlich Sinn.

Aber davor muss man nicht das Rad neu erfinden. Der Wettbewerb für den Westlichen Neckar, vor drei Jahren teuer durchgezogen, hat ein Raumkonzept für den Bereich zwischen B 313 und dem Neckar prämiert. Stattdessen mäht der OB einem auswärtigen Investor das Wiesle. Und die Nürtinger Hoteliers gucken in den Mond. Die haben auch endlich saubere Zahlen: im Schnitt 60 Prozent Auslastung der Nürtinger Hotelbetten. Der OB aber warnt, ohne seine Weitsicht ginge die Welt an Nürtingen vorbei. Und vom Turm bimmle das Totenglöcklein.

Soziale Medien, in denen sich Bürger kritisch äußern, nennt er „unsozial“. Und wer nicht seine Meinung teilt, den erklärt er zum Gegner mit „Stammtischniveau“. Er hat 14 Jahre lang polarisiert und die Menschen dieser Stadt, einschließlich der Stadträte, in Gutwillige und Böswillige eingeteilt. Dafür müsste es einen Aschenputtelpreis geben, Töpfchen und Kröpfchen. Es ist tatsächlich an der Zeit, ein neues Feld für unsere Kinder und Enkel zu bereiten. Und auch für die, die hier ohne diese Spalterei noch ein paar Jährchen leben wollen.

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